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durch Besucher Gäste Einwanderer gebracht werden; neben den alten heiligen Geboten der Devotion als der Patronin und Gnadenmutter aller Künste, die neuen Forderungen des Buchdrucks, des heftig vorwärts drängenden öffentlichen Lebens, der modernen Anschauungen, der gesteigerten Bedürfnisse und Wünsche — alle diese Mächte vereinigt bewegen und leiten das Kunstleben.


Von den damaligen Künstlern Basels ist schon einmal die Rede gewesen, im Zusammenhange der Gewerbegeschichte.

Zu den einheimischen und den schon ansässig gewordenen Meistern gesellen sich die unaufhörlich zuwandernden: die Angelrot aus Thann, Konrad Schnitt aus Konstanz, Konrad Servatinger aus Überlingen, Martin Hoffmann aus Stolberg usw. Zahlreich wie immer die Schwaben und die Franken: aus Nürnberg der Heiligenmaler Adam Strow, aus Augsburg die Holbein und die Goldschmiede Jörg Schweiger und Ulrich Bissinger, aus Ulm die Goldschmiede Nachbur und Knopf, aus Kirchheim u/T. der Maler Thomas Schick und der Goldschmied Galle Meinrad, aus Reutlingen die Han. Als namhafte Schweizer Hans Dyg aus Zürich und Urs Graf aus Solothurn.

Gleich andern Einwohnern finden wir die Künstler in den Bruderschaften, sowie fest eingefügt in den Zunftorganismus gemäß der städtischen Rechts- und Wirtschaftsordnung, der die Kunst Handwerk ist. Daher auch ihre Heranziehung zu Zunftämtern und ihr Felddienst; es bewegt oft eigentümlich, diese klangvollen Namen, die ganz andern Vorstellungen rufen, in den Listen der Stubenmeister u. dgl. und in Mannschaftsroteln zu finden. An den Zügen und blutigen Schlachten in der Lombardie haben Viele dieser Männer teilgenommen; bei Marignano kämpfen Antoni Glaser, Hans Frank, Urs Graf, Hans Öder u. A. und findet Bernhard Oser den Tod.

Wie dann aus der Zunft der einzelne Künstler etwa zur Magistratur aufsteigen kann, zeigen Caspar Koch und Konrad Schnitt. Der Heiligenmaler Strow versieht neben seinem Berufe das Amt eines Stadtboten, Hans Dyg der Maler ist Zinsmeister, Hans Herbster bewirbt sich um die Kornschreiberstelle u. dgl. m.

Aber was will dies besagen? Zunft- und Bürgerrechtsangelegenheiten haben mit dem wirklich Wissenswerten, dem Künstlerischen so wenig zu tun wie die vielen Nachrichten über Hausbesitz der Künstler und über ihre Schulden Ehesachen Erbschaftssachen. All diese Zeugnisse sind im Grunde belanglos.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/289&oldid=- (Version vom 1.8.2018)