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Illustrationen gedruckter Bücher sind schon bisher üblich gewesen, und in den 1490er Jahren hat diese Kunst hier frischen Aufschwung genommen. Jetzt, zur selben Zeit, da die alte Herrlichkeit der Buchmalerei hier noch einmal schöne Tage erlebt, wächst auch die neue Fertigkeit mächtig empor. Die künstlerische Einfassung des Titels wird allgemeiner Brauch; einzelne Textseiten erhalten ornamentale Leisten; geschmückte Initialen bei den Anfängen der Abschnitte vollenden die Ausstattung. Auch das Signet des Druckers ist schon im fünfzehnten Jahrhundert vielfach zum Bild erhoben worden; was jetzt in großer Zeit daraus werden kann, zeigen die mächtigen Basilisken-Bilder der amerbachischen Societät, dann die vielen reichgestalteten Signete Frobens, zumal jenes herrliche von 1517 ff., bei dem Alles Schönheit Wohlklang und rauschender Jubel ist, Engelchöre und grandiose Palastarchitekturen um den einen Schild mit dem Schlangenstabe versammelt sind.

Daß die Literatur im Gewande so reicher Zierden auftritt, ist charakteristisch für die Zeit. Eine zu Allem fähige Kunst und eine verbreitete Formenfreude können das Buch nicht unberührt lassen. Dazu kommt das Hochgefühl jeder Art — von der technischen kommerziellen wissenschaftlichen Seite her —, das die Bücherproduktion Basels durchdringt. Die stete Bereitschaft von Künstlern ermutigt die Verleger zu beständigen Aufträgen. Die hohe Ausbildung des Typographischen reißt auch die Dekoration mit.

Es handelt sich bei dieser nicht allein um rein formale Schmuckstücke, sondern vielfach um inhaltlich starke Darstellungen. Es ist eine schimmernde, reichbewegte Stoffmasse, die, meist aus der antiken Welt kommend, sich zur Zier bereitstellt. Von Bild zu Bild sehen wir die Autoren, die Verleger, die Literaten ihre Wünsche haben und Ideen geben, die Künstler mit dieser Fülle schaltend sich in glanzvollen Phantasien ergehen. Es ist eine Dekoration, die das Textbild nicht unterbricht und stört, sondern begleitet, die überhaupt meist ohne Beziehung zum Buchinhalt ist und in ihren Historienbildern, ihren Allegorien und Fabeleien, ihren Säulen Guirlanden Kinderspielen ein ausgebildetes Leben in sich selbst hat. Mit Festlichkeit und Anmut umgibt sie auch den ernsthaftesten Text. Wie viel Klang aus jener einzigen Zeit Basels uns gerade durch sie vermittelt wird, ist gar nicht auszusprechen.

Verschiedene Interessen treffen zusammen. Der Verleger ist bedacht auf schöne Gestaltung der Bücher, und die Konkurrenz treibt Stolz und Eifer jeder Offizin immer höher. Der Künstler aber sieht sich hier eine eigenartige Tätigkeit zugewiesen; er hat auch die Aussicht auf massenhaftes und weites Herumkommen seiner Schöpfungen. Allgemein wichtig aber ist,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/299&oldid=- (Version vom 1.8.2018)