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Bitterkeit der Stadt nähern, die zwar unadlig war aber sonst Reize genug besaß. Die neuen Geschlechter, die Utenheim Baden Reinach Pfirt Klingenberg usw., sehen wir jetzt in Basel aus- und eingehen, einige auch sich hier festsetzen. Sie fanden wenn nicht Standes-, doch Stubengenossen und zusagende Geselligkeit.

Die Achtbürger, in denen eine alte völlig städtische Vornehmheit lebte, waren zunächst noch am Regimente beteiligt. Nur ihr Name freilich zeigte das ihnen zukommende Maß dieser Beteiligung. Tatsächlich brachten sie es in der Regel auf zwei drei Sitze im Rat; eine Repräsentanz durch fünf war das Höchste, das sie etwa noch erreichten. Dies allmähliche Zurücktreten aus der öffentlichen Gewalt konnte als Zeichen gelten, daß die innere Tüchtigkeit dieser Klasse am Schwinden war, sowie daß ihre physische Lebens- und Widerstandskraft abnahm. Auch die Auffrischung durch Übertreten von Zünftlern in die Hohe Stube begann aufzuhören, seitdem die Bedeutung dieser Stube sank und die Zunft immer sicherer darauf rechnen konnte, Herrin der Zukunft zu sein. Die achtbürgerlichen Iselin, bisher nie eine große Familie, gediehen gerade jetzt, kurz vor ihrem Ausgang, in großer Zahl; voll Lebenskraft waren die Offenburg, bei denen sich in drei Generationen Reihen von je vierzehn Geschwistern folgten. Aber die übrigen Häuser schlossen sich allmählich. Bei den von Brunn starb mit dem prunkenden Morand der erste und letzte Junker des Namens; die Schlierbach endeten in dem seit 1501 verschollenen Wolfgang und dem Bastard Hans, der 1511 starb; bei den Meyer von Baldersdorf war nach dem Tode Michaels 1515 dessen Bruder Hans Bernhard der Letzte des Mannsstammes; 1518 starb der letzte Schönkint, Jörg; mit Ludwig Kilchman, der im selben Jahre starb, und mit seinem Sohne Hans, der ihm nach vier Jahren folgte, ging auch dies Geschlecht zu Grunde; 1522 erloschen die von Efringen mit dem Münsterkaplan Andreas, 1532 die stolzen Rot mit Stoffel, genannt „der große Unflat“. Dies Ausgehen der patrizischen Familien war begleitet durch ein unrühmliches Enden ihrer Stellung im öffentlichen Leben. Noch einige Wenige hielten die guten Traditionen aufrecht: sie waren die Letzten. Peter Offenburg deckte mit seinem Ansehen die ganze Hohe Stube. Als er dahin war, erhoben sich die Zünfte und nahmen den Achtbürgern und andern Stubengenossen ihre politischen Vorrechte.

Es ist ein fesselndes Schauspiel, wie von Denen, die einst die Ersten der Stadt gewesen, die großen Güter — Dasein Kraft Gedeihen Regiment — an eine neue Schicht übergehen.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/305&oldid=- (Version vom 1.8.2018)