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1505 sind solche Äußerungen. Nie zufriedene Freude an Bequemlichkeit und Glanz sowie unbegrenzte Fähigkeiten des Bildens und Formens fügen zu dem Allem eine Fülle von Schönheit.

Basel hat keinen Celtis als Darsteller gefunden wie Nürnberg, und die Elogien, die ihm durch seine Humanisten gewidmet werden, ergeben wenig. Lehrreich sind höchstens die Schilderungen durch Glarean Myconius Rhenan Oswald Bär und die Reisenotizen des Antonio de Beatis, der im Sommer 1517 als Begleiter des Kardinals Luigi d'Aragona sich einige Tage in Basel aufhielt. Einzelheiten kommen da zur Sprache wie die aussichtsreiche Rheinbrücke, der Petersplatz, die schönen Gärten des Predigerklosters, die hoch über dem Strome sich erhebende Häuserreihe, das Arsenal mit den Geschützen, das aus vielen Brunnen rauschende süße Wasser, die Sauberkeit von Haus und Straße.

Was in diesen Beschreibungen, aber auch in Briefen, immer wieder laut wird, ist das Gefühl von Fülle und Behagen. Basel ist schon jetzt die „holdselige“ Stadt Fischarts. Ihre amoenitas wird von Jedem gepriesen, aber auch ihre mächtige Erscheinung inmitten der lieblichen und fruchtreichen Landschaft, die reine Luft, das milde Klima. Glarean in Köln sehnt sich täglich von dort nach den klaren Brunnen und dem guten Essen in Basel, und noch ein halbes Jahrhundert später erinnert er sich froh an die uberrima Basilea, die Stadt des Überflusses, in der er einst jung gewesen. Allen erscheint die Lage Basels als singulär, die Lage an der Grenze der Nationen und am Schnittpunkte von Völkerwegen.

Ein Gesamtempfinden all dieser Reize lebt in den damals der Stadt gegebenen Beinamen. Da ist sie die königliche, die erlauchte Stadt, regia regalis basilica inclyta.


Es ist vor Allem das Basel der Gelehrten, das Basel der Buchdrucker, ein Ort geistiger Tätigkeit und Herrschaft. In ihm wohnt eine Bürgerschaft, die sich und der Welt die Universität gegeben hat und deren Gesinnung die gerühmte humanitas ist, die seit den Zeiten des Konzils hier heimische peculiaris civilitas, die diesen Städtern eigene Weltbildung und Feinheit. Basel wird gepriesen als die wahre Pflegemutter der Wissenschaften, als die Wohnstätte der Musen, die zu allen Zeiten den Gelehrten liebste Stadt und der Ort, wo sie eine Heimat finden.

Auf dem so zubereiteten Boden kann der in seiner Art einzige Zustand von Konzentration wichtigster Gelehrtenarbeit, stärkster geistiger Erregung, ausgedehntester Mitteilung des hiebei Gewonnenen gedeihen, den Erasmus

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/312&oldid=- (Version vom 1.8.2018)