Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 3.pdf/329

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die Seite. Alle endlich, Regierte und Regenten, sehen sich gezwungen zur Teilnahme am politischen Kampf.

Schon die nahen Weltbegebenheiten bringen Aufregung: der Krieg Karls wider Frankreich, die Züge Sickingens. Berichte aller Art kommen den Rhein herauf, dazu Warnungen, daß der Kaiser auch die Schweizer angreifen wolle. Das exponierte Basel wendet sich an die Eidgenossen; es gießt Kanonen, revidiert Türme und Mauern, verstärkt die Wachen usw.

Basel, seit Kurzem alliiert mit Frankreich, ist durch die Erbvereinung auch dem Haus Österreich-Burgund verpflichtet und steht überdies im Bunde mit Papst Leo. Die Folge hievon, das Hinundhergerissen- und Verwirrtwerden durch Interesse Neigung Pflichtgefühl, lebt für uns in den Parteiungen der Bürgerschaft und in den kriegerischen Ausmärschen.

Am 14. März 1521 ziehen dreihundert Basler, als Teil der durch die Tagsatzung für Verteidigung des päpstlichen Gebietes bewilligten Armee, unter dem Befehle des Ratsherrn Hans Bondorf. Im Juli und im August sodann ziehen dem Könige von Frankreich eine Freischar unter Heinrich Isenflam, dem Papst eine solche unter Jacob Baumgarter zu. Der päpstliche Zug im März ist nicht durch die Stadt geordnet und gerüstet, aber doch offiziell autorisiert; der Rat gibt das schwarzweiße Fähnleintuch dazu. Die beiden andern Züge aber sind völlig freie Unternehmungen. Der Zug im März hat auch seine Besonderheit als der letzte Heerzug, den Basel für den Papst leistet; ein Heerzug ohne Taten und ohne Ruhm, als „Leinlakenkrieg“ berüchtigt. Von da an ist die Form der Teilnahme Basels an den Welthändeln nicht mehr obrigkeitlicher Heerzug, sondern Reislauf, bald konzessioniert bald verboten. Mit der Willkür und Formlosigkeit solchen Verfahrens. So viel Einzelheiten uns die im Leinlakenkriege Marschierenden wissen lassen, so wenig erfahren wir von den übrigen Zügen.

Statt dessen haben wir dieses Basel selbst vor uns, wo im engsten Rahmen, vielfach verzerrt, die Geschicke der Welt noch einmal gespielt werden.

Durch Alles hindurch geht die Parteiung. Überall ist Wortwechsel und Zank. Die zu Hause bleiben, streiten und schmähen über Papst und Kaiser und König; die aus den Kriegen heimkehren, bringen alle Wildheit des Lagers und der Wahlstatt mit. Lebendige Bilder gibt uns der Annalist von dieser „großen Uneinigkeit“, da der Eine wider den andern ist. Da allerhand Reden, auch über die Obern, von Munde zu Munde gehen, Rottierungen sich bilden, die Erhitzten aufeinanderstoßen und schlagen. Nicht nur von draußen herein, von Freiburg usw., tönen böse Worte über die käuflichen Schweizer. Auch ein Mann wie Amerbach beklagt den Alles

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/329&oldid=- (Version vom 1.8.2018)