Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 3.pdf/343

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

kam in Frobens Abwesenheit zu Stande, durch seine Korrektoren und Mitarbeiter; Nepos scheint beteiligt gewesen zu sein, Capito den Anstoß gegeben zu haben. Es war wohl der letzte Druck einer Lutherschrift im Sessel; Erasmus wünschte, daß Froben sich fortan solcher Literatur enthalte.

Das Feld war freigegeben für Adam Petri, der den Pellican als Helfer hatte und jedenfalls auch angetrieben wurde durch den als Korrektor bei ihm arbeitenden Thurgauer Ulrich Hugwald; wir sehen Diesen erfüllt vom Haß gegen Rom, vom glühenden Enthusiasmus für Deutschland und den „apostolischen Mann“ Luther. Petri druckte nun jahrelang Lutherschriften. Von seiner Ausgabe der Ablaßthesen an die meisten, den „Unterricht“, die Deutsche Theologie, die Sermone vom ehelichen Stand, die gewaltige Trias von 1520 usw. usw., bis zur deutschen Bibel.

Daneben fällt das, was in diesen frühern Jahren Cratander als Nachdrucker Luthers leistete, kaum in Betracht.

Nach dem Drucke kam der Verkauf, der Absatz, der Massenvertrieb. Vorerst der Originale Grünenbergs in Wittenberg u. A., die an den Buchhandelsplatz Basel geliefert wurden. Dann aber stürmisch, mächtig ins Weite reichend der Absatz der Basler Drucke selbst. Froben konnte im Februar 1519 an Luther melden, daß er die ganze Auflage der Sammlung lutherischer Schriften, der Lukubrationen, bis auf zehn Exemplare verkauft habe; viele Hunderte seien nach Frankreich Spanien Brabant England gesandt worden, Franz Calvus habe eine Menge nach Italien mitgenommen. „Einen besseren Absatz hab ich noch bei keinem Buch erlebt“. Ein Berner Händler kaufte hier diese Literatur auf; nach Zürich gingen wiederholt Sendungen. Eberlin in Freiburg wollte durch seine Basler Freunde alles Lutherische erhalten, ebenso Salandronius in Chur, Cornelius Agrippa in Metz usf. Unermüdlich wirkten Rhenan und Pellican dafür, daß die Werke Luthers hier nachgedruckt wurden und die Drucke unter die Leute kamen.

Es war dasselbe mächtige, geistige zugleich und geschäftliche Leben, das schon die Gelehrtenstadt Basel erregte. Hier mengten sich andre Kräfte und Gedanken hinein, und die Wirkung war noch gewaltiger. Basel, damals durch den für Luther begeisterten Nürnberger Scheurl als die vorzüglichste Offizin Deutschlands gepriesen, wurde „das erste Zentrum des Druckes und der Verbreitung lutherischer Schriften nicht nur für Westdeutschland und die Schweiz, sondern eine Zeit lang für ganz Westeuropa“.

„Ein Buch uf das ander schreib Lutherus“. In diesen sich atemlos folgenden Werken fühlten die Leser eine Offenbarung um die andre sich auftun. „Großer Gott, mit welcher Glut sind diese Bücher geschrieben!“

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/343&oldid=- (Version vom 1.8.2018)