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es noch neben der Messe, aber im Gegensatze zu ihr aus dem Predigtgottesdienst heraus entwickelt, während Luther die alte Messe zum evangelischen Abendmahl umgestaltete. Pfarrer Imelin zu St. Ulrich wird uns als der Erste genannt, der das Abendmahl in der neuen Form, unter beiderlei Gestalt, gereicht habe, und Ökolampad als sein erster Kommunikant. Daß dies schon im Jahre 1523 geschah, zeigt uns der Verlauf im fränkischen Städtchen Wertheim, wo Franz Kolb im Sommer 1523 das Abendmahl unter beiderlei Gestalt einführte, mit ausdrücklicher Beziehung auf den in Basel — wo er sich in eben diesem Jahr aufgehalten — ihm bekannt gewordenen Ritus.


Im Zusammenhange dieser neuen Gemeinschaftsbildungen und Gottesdienstordnungen steht auch das Ereignis einer neuen Bibelübersetzung, die sich vollendend schloß an die reiche Fülle der seit Jahrzehnten im Volke heimischen deutschen Evangelien Andachtsbücher und Predigten.

Zur selben Zeit, da die Theologie der Basler Reformatoren sich von Luther abzuwenden begann, kam von Diesem die deutsche Bibel. Im September 1522 war zu Wittenberg die erste Ausgabe des von ihm übersetzten Neuen Testamentes ans Licht getreten; schon im Dezember darauf erschien hier in Basel ihr Nachdruck durch Adam Petri. Im März 1523 folgten durch Petri zwei neue Ausgaben dieses Nachdruckes, in Folio und in Oktav, im Dezember 1523 wiederum eine Oktavausgabe. Neben Petri fertigte auch Thomas Wolf solche Nachdrucke. Im Ganzen erschienen von 1522 bis 1525 nicht weniger als zwölf Ausgaben des deutschen Neuen Testamentes in Basel. Die lutherische Übersetzung des Alten Testamentes, 1523 mit dem Pentateuch beginnend, fand in Basel ebenfalls sofort ihre Wiederholung. Vom Dezember 1523 an erschienen zahlreiche Ausgaben der einzelnen Teile durch Adam Petri und Thomas Wolf.

Wie immer so arbeiteten auch hiebei die Drucker, hinter denen Pellican und Ökolampad stehen mochten, für einen weiten Bereich, für ganz Oberdeutschland und die Schweiz. Wobei wir zu bewundern haben das rasche Entschlossensein Basels zum Herübernehmen und Nachbilden der Wittenberger Ausgabe, dann die behende Herstellung, die der gewaltigen Nachfrage gemäße Zahl der sich rasch folgenden großen Neuauflagen. Keineswegs um Hastarbeit handelte es sich dabei, sondern um Ehrenstücke typographischer Tüchtigkeit, die noch ihren Adel erhielten durch die Mitarbeit Holbeins.

Ein Feuer glüht in dem Ganzen. Es ist weit mehr als geschäftlicher Eifer; es ist das Gefühl der einzigen Art des Buches und der einzigen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/369&oldid=- (Version vom 1.8.2018)