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verdichtete sich die französische Einwanderung jetzt zu Gruppen; das Gleiche geschah in der Partei der Evangelischen. Den Romanen war Basel längst eine vertraute Stadt, ausgezeichnet, wie Einer unter ihnen rühmte, „durch ihre Klugheit und die Jedem das Seine zuteilende Billigkeit, durch ihre Pflege der Wissenschaften, durch ihre Frömmigkeit“; jetzt, in der allgemeinen Bewegung, wurde die Kraft dieses geistigen Zentrums zur Herrscherin weiter Gebiete. Vor Allem durch das Mittel der Werke Ökolampads; seine Väterübersetzungen, seine Prophetenexegesen, seine Homilien machten ihn zum Lehrer Unzähliger in Lothringen Frankreich Italien.

Den Jacob Faber in Paris haben wir schon als Lehrer Rhenans kennen gelernt; hier ist er zu beachten, weil er schon frühe für die Autorität der Bibel einsteht, Kritik ihres Textes fordert, das Verdienst der guten Werke, den Coelibat u. a. m. bekämpft. 1520 tritt er zu den in Meaux bei Bischof Briçonnet weilenden Männern, die für Reform des Kultus und Besserung der Sitten, Einzelne weiterdringend für eine Reform von Kirche und Lehre selbst arbeiten. Mit ihnen verkehrt nun Ökolampad. Wie er da auf Gerard Roussel einwirkt, auf den jungen Morelet de Museau u. A., zeigt sich uns die Macht und Weite seiner Tätigkeit. Er ist die Seele der von Basel nach Westen gehenden Evangelisation.

Die Antwort hierauf kommt in der Gestalt zahlreicher französischer Besucher, die in Basel ein Asyl begehren oder auf dem Wege zum großen germanischen Zentrum Wittenberg hier Station machen. Es bildet sich ein wälscher Verkehr, dem außer Ökolampad hauptsächlich Bertschi Wolfhart Pellican Hugwald Bentinius dienen; auch die Buchhändler Resch und Vaugris und der Formschneider Jacob Verier sind Vermittler. Als Gäste aber lernen wir kennen den Lyoner Antoine de Blet; den feurigen, unermüdlich tätigen, rasch und scharf urteilenden Lothringer Pierre Toussain, der schon 1514 als Student hier gewesen ist; den enthusiastischen Johanniter Anemond de Coct; Jean Prevot; Nicolas d'Esch aus Metz. Von Franz Lambert aus Avignon ist schon die Rede gewesen.

Das sind Figuren dieser Gruppe. Sie publizieren hier Traktate. Sie kommen und gehen. Dem Ökolampad, den sie Bischof von St. Martin nennen, dienen sie als Briefbesorger, als Evangelisten.

Über sie Alle ragt die Gestalt Farels.

Guillaume Farel, ein Freund Fabers, kam vor der Verfolgung weichend gegen Ende des Jahres 1523 nach Basel. Alsbald erbot er sich zu einem Religionsgespräch. Als Flüchtling und aus seinem entschlossenen Wesen heraus hatte er das Bedürfnis, sich sofort darzustellen, Klarheit zu

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/373&oldid=- (Version vom 1.8.2018)