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Aber wir haben Alles zusammenzunehmen, um den weiten Bereich dieser gegenreformatorischen Bewegung uns klar zu machen. Auch die Beschwerden und Forderungen gehören zu ihr, mit denen der Coadjutor zu dieser Zeit vor den Rat tritt; auch die Verhandlungen des Domkapitels mit dem Ensisheimer Regimente; auch die Ermunterung zum Kampfe, die Papst Clemens am 19. April 1524 dem Bischof Christoph zu Teil werden läßt.

Das Breve des Papstes Hadrian an die Stadt Basel, im Januar 1523, hatte vorerst nur die Mahnung enthalten, für den Frieden der Welt zu wirken. Aber Hadrian wollte noch Anderes als Frieden, Türkenkrieg und Reform kirchlicher Mißstände. Zu oberst in seinem Programme stand die Ausrottung der neuen Ketzerei, und hiefür empfahl er dann am 23. März 1523 dem Rate, den Druck lutherischer Bücher in Basel nicht zu dulden, vorhandene Bücher dieser Art zu verbrennen und die lutherischen Prediger fortzuweisen. Nach dem Effekte dieser Mahnung haben wir nicht zu fragen. Sofort nachdem sie dem Rate zugekommen, erhob er den Ökolampad zum Professor der Theologie; es folgten das Predigtmandat, die Disputationen usw.

Ähnliches ist zu sagen über die Anregungen, die vom Reiche hereinkamen. Hier war durch den großen Wormser Tag von 1521 die ursprünglich private Sache Luthers zur Reichsangelegenheit geworden; deren Regelung durch ein Nationalkonzil stand im Herbste 1524 zu erwarten. Aber statt seiner kam es im Sommer 1524 zum Regensburger Konvente, an dem die Fürsten von Österreich und Bayern und die süddeutschen Bischöfe sich zur Austilgung der lutherischen Ketzerei verbanden. Es war ein Sonderbund, dem auch Bischof Christoph von Basel angehörte. Einheitliche Ordnung der Religionssache im Reiche wurde dadurch vereitelt, die Reformation dem Partikularismus preisgegeben. Von allen diesen Vorgängen erhielt auch Basel Kenntnis; Kaiser Karl schickte ihm seine Mitteilungen und seine Befehle. Aber es sind Erlasse, die etwas Fremdes haben. Wie Anachronismen beinah erscheinen sie im Ganzen der damaligen Basler Akten. Ihre Voraussetzungen, einst lebensstark gewesene Zusammenhänge und Verbindlichkeiten, waren dahin.

Es blieb die Behandlung dieser Fragen im Rahmen eidgenössischer Politik. Wobei wir uns zu vergegenwärtigen haben, was Alles in den letzten Jahrzehnten zwischen hier und dort geschehen war. Wir suchen auch die Wirkung zu ermessen, die von Basel aus in Traktaten und Flugblättern und zuletzt noch durch das gewaltige Werk der deutschen Bibel in die Schweiz hinausging. Wir denken an die Männer der schweizerischen Reformation, die sich ihre Bildung in Basel geholt haben und zum Teil auch selbst hier

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/382&oldid=- (Version vom 1.8.2018)