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verbinden sich in Beckenried die Fünf Orte zu gemeinsamer Ausrottung der Irrlehre; am 20. April beschließt die Mehrheit der Tagsatzung, beim Glauben der Altvordern zu bleiben; am 19. April erläßt Papst Clemens sein Mahnschreiben an die Orte. Bei diesen Verhandlungen und Kämpfen benimmt sich Basel auf die ihm eigene Weise. Die Stadt redet überall zum Besten, zu Frieden und Einigkeit. Sie wahrt das Recht jedes Ortes, bei Fastenbrüchen und Priesterehen nach seinem Gutdünken zu handeln. Wie sie darüber zur Rede gestellt wird, ob sie den Satzungen der Päpste und Konzilien oder der Lehre Luthers anhänge, antwortet sie mit dem Hinweis auf ihr Predigtmandat. Wenn der Rat sich volle Freiheit vorbehält, gegen die Ausschließung Zürichs protestiert, mit Schärfe die Umtriebe Filonardis Reichenbachs Suters verurteilt, so mag dabei der Unwille über das beleidigende Verhalten des Luzerner Vogtes Hug in Sachen des Adam Petri und des Pfarrers Kettenacker mitwirken. Wesentlich ist die Tendenz Basels, die Behandlung der konfessionellen Fragen als ausschließlich interne Sache des einzelnen Ortes erscheinen zu lassen.

Als dann im Spätherbste 1524 ein Religionskrieg unter Eidgenossen auszubrechen drohte, bemühte sich Basel „Kraft seines Bundes“ für Frieden. Es kam in der Tat nicht zum Kriege. Wohl aber hatte Basel im Januar 1525 den Besuch einer Gesandtschaft der Sechs Orte.

Zu Anhörung dieser Boten war am 5. Januar der Große Rat versammelt. Sie brachten zunächst die Forderung an Basel, beim alten Glauben zu bleiben und zur Niederwerfung der im Thurgau drohenden Rebellion behilflich zu sein. Sodann hielten sie Basel vor, daß es das Fleischessen an verbotenen Tagen dulde und beweibten sowie anderwärts vertriebenen Pfaffen Aufenthalt gebe, auch daß hier allerhand Schand- und Schmähbüchlein gedruckt würden. Auch die Haltung Basels bei Zwietracht zwischen den Orten sowie seine Absicht, sich mit Reichsstädten zu verbünden, brachten sie zur Sprache. Über „langen Reden“ ging die Sitzung hin, und die Gesandten mußten ohne Bescheid heimkehren. Erst einige Tage später schrieb der Rat die Antwort. Kurz und ablehnend. Basel habe sich bis dahin stets den Bünden gemäß ehrlich und recht gehalten und werde Solches auch künftig tun. Auf die einzelnen Forderungen und Vorhaltungen trat der Rat gar nicht ein; in seine Art, diese Dinge zu behandeln, ließ er sich nicht hineinreden.

Wir haben zu Beginn des Jahres 1525 einen Zustand vor uns, der die Ergebnisse der bisher abgelaufenen Bewegung zusammenzufassen scheint.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/384&oldid=- (Version vom 1.8.2018)