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Endlich die Stellung Ökolampads.

Er war im Frühling 1523 zum Predigtvikar für den kranken Leutpriester zu St. Martin, Anton Zanker, ernannt worden. Jetzt im Februar 1525 erhob ihn die Gemeinde mit Gutheißung des Rates an das Leutpriesteramt. Zanker trat zurück.

Ökolampad bedang sich hiebei aus, in seinem Amte frei nach dem Worte Gottes handeln zu dürfen, unter Vorbehalt der Zustimmung des Rates für wesentliche Neuerungen. Aber die Übernahme der vollen Amtsgewalt verweigerte er; weder Vorgesetzter und Aufseher der Martinskapläne noch zu den üblichen gottesdienstlichen Funktionen verpflichtet wollte er sein. Dieser Kultus nach bisheriger Art blieb vielmehr Sache der Kapläne, während dem Ökolampad als Gehilfe bei seiner Sakramentsverwaltung ein Diakon zugeteilt wurde, in der Person des uns schon bekannten Kaplans Bonifacius Wolfhart.

So wurde die Martinskirche, bei der einst das alte städtische Kirchenwesen angefangen hatte, jetzt bei dessen Änderung wieder Führerin. Ökolampad aber, aus dem Vikariat zum Pleban erhoben, trat damit den übrigen Predigern seiner Partei, die sämtlich Leutpriestereien inne hatten, jetzt erst äußerlich gleichberechtigt an die Seite.


Den Abschnitt, bei dem wir hier stehen, bezeichnen nicht nur diese wichtigen Anordnungen, nicht nur das alltägliche, für unsre Wahrnehmung fast still und ohne Gegenwehr geschehende Massensterben altkirchlicher Rechte und Bräuche, das z. B. dem Zasius jetzt schon Basel als lutherische Stadt erscheinen ließ. Wie weit der Umsturz greift, kann auch ein schlichter Klosterbruder konstatieren; ihn erschüttert spürbar, daß die Spenden Opfer Stiftungen aufhören, die Armut keine Hilfe mehr findet, viele Handwerker und Künstler brotlos werden, alte Lebenskräfte der Wissenschaft und der Schulen erlahmen.

Wie viel Großes und Allgemeines ergreift außerdem noch die Gemüter! welchen Gedanken ruft das Ereignis der Schlacht bei Pavia! Es ist ein Moment höchster Spannung..

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/387&oldid=- (Version vom 1.8.2018)