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Gewerb eigenen Nachdenklichkeit zum Grübeln über religiöse Fragen geführt und auch nach politischen Änderungen verlangend wurde er kraft seiner starken Entschlossenheit, die später auch der Folterer nicht zu brechen vermochte, einer der Vormänner der Revolution.

Jetzt hier auf seiner Zunftstube brachte er allerhand zur Sprache, worüber sich der gemeine Mann zu beschweren habe. Auch Jacob Zweibrucker führte solche Reden. Man ging auseinander, um sich abends wieder hier zu treffen.

Über Tags wurde Zweibrucker durch den Rat, der natürlich Alles erfuhr, in Haft genommen. In der Erregung hierüber fanden sich die Genossen abends im Zunfthause zusammen; eine Deputation zu den Häuptern, die Freigabe Zweibruckers verlangte, hatte keinen Erfolg; und daß Altbürgermeister Adelberg Meyer in die Vorstadt kam und zur Ruhe mahnte, reizte noch mehr. Der Wein stieg in die Köpfe, laut schallte von den Tischen, was bis dahin nur gemurmelt worden: es müsse etwas des Evangeliums halb geschehen; man wolle über Klöster und Pfaffen herfallen; man wolle den Rat säubern; es müsse noch dazu kommen, daß auch die Pfaffen Wachtdienste tun; die Stadt solle der Klöster Gut nehmen und dafür den Bürgern das Ungeld erleichtern u. dgl. m. Man verabredete, sich an abgelegenen Orten (in Kuttlers Garten und Scheune, beim kalten Brünnlein) zu versammeln; man dachte an Helfer in andern Vorstädten, die zum Sprengel neugesinnter Predikanten gehörten; man hoffte auf die Hilfe der schon in Empörung stehenden Bauern.

Alles im Lärm einer gedrängt vollen Zunftstube. Nichts was da in solcher Weise vorgebracht wurde, konnte geheim bleiben, und noch gleichen Abends konnte man da und dort in der Stadt von den Plänen der Weber reden hören. Reiche Kleriker vergruben ängstlich ihr Geld; die Kleinbasler rüsteten sich, dem Aufruhr bewaffnet entgegenzutreten.

Am 2. Mai besprach der Rat die Lage; auch aus seiner Mitte tönten Beschwerden. Aber als wichtig erschien vor Allem, sich des Großen Rates zu versichern und die Geistlichkeit, deren Exemtionen den meisten Unwillen im Volk erregten, nachgiebig zu machen. Das Letztere gelang bei der herrschenden Panik rasch. Der Klerus sandte Vertreter ins Rathaus, erbot sich, Leib Leben und Gut zum Rate zu setzen, und verlangte, in die bürgerlichen Rechte und Pflichten aufgenommen zu werden; er verzichtete damit auf seine Privilegien. Sofort ließ der Rat, noch an diesem 2. Mai, die Sechser sich versammeln; er trug ihnen vor, was im Tun war, und machte ihnen Mitteilung von der Zusage der Pfaffheit. Das Ergebnis der Beratung

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/389&oldid=- (Version vom 1.8.2018)