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Die wiederholte Intervention Frankreichs in Italien und die ihr folgenden Kombinationen riefen das Papsttum in den Kampf, das jetzt für einige Zeit ein Hauptelement in den europäischen Bewegungen sein und als solches auch auf die Schweiz wirken sollte.

Die kirchliche Stellung des Papstes kam seiner Politik zugute. Ihm war möglich, auch die profansten Unternehmungen durch die Mittel geistlicher Allgewalt zu stützen, seine Helfer zu segnen und seinen Feinden „den ewigen Himmel zu nehmen“. Mit universaler und äußerlicher Herrlichkeit verband sich eine Mystik, die von stärkster Wirkung auf den Einzelnen sein konnte.

Zu dieser Überlegenheit allgemeiner Art trat die besondere Macht eines Menschen, wie Papst Julius II. war; die Kraft einer starken Persönlichkeit und feinstes diplomatisches Geschick lebten noch unmittelbarer in dem Berater und Gehilfen des Papstes, Matthäus Schiner, dem großen Kardinal von Sitten.

Unter solchen Wirkungen kam am 14. März 1510 ein Bündnis mit Papst Julius zustande. Die Eidgenossen übernahmen den Schutz der Kirche und des Heiligen Stuhles. Sie verpflichteten sich, dem Papst auf sein Verlangen sechstausend Mann gegen jeden Feind zu stellen und während der Dauer der Allianz sich ohne Zustimmung des Papstes mit keiner andern Macht zu verbünden oder einer solchen die Werbung zu gestatten. Der Papst sagte zu, den Eidgenossen gegen ihre Feinde mit geistlichen Waffen beizustehen und jedem Ort ein Jahrgeld von tausend Gulden anzuweisen. Der Sold der für ihn auszuhebenden Leute wurde festgesetzt.

Es begannen die sieben gewaltigen Papstjahre der Politik Basels. Am französischen Bündnisse war die Stadt nicht beteiligt gewesen; jetzt stand sie sowohl berechtigt als verpflichtet in einer welthistorischen Beziehung, deren Größe jedem Tun sein Feuer gab. Der Verbündete Basels war der Heilige Vater; was Basel ihm leistete, tat es zu Trost der Kirche.

Aber auch andere Stimmungen bewegten dieses Jahr. Gerüchte und Warnungen hielten die Stadt in Atem. Es wurde geredet von Rüstungen in der Markgrafschaft, von Sammlung der Ritterschaft zu Ensisheim. Dazu bedrängte schwere Krankheitsnot die Stadt, und der Bischof rief seine Herde zu Kreuzgängen und Bußexercitien. Nur einige Buchungen der städtischen Kasse — Kosten des Empfangs einer päpstlichen Gesandtschaft, Einnahme der ersten päpstlichen Pensionsgelder — bezeugen die neue politische Haltung Basels.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)