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den bösen Pfennig, die Zölle — und über das staatliche Monopol des Salzhandels.

Dies die Beschwerden. Wir erfahren nichts über die Art der Steuerveranlagung und wissen auch nicht, welche Bedeutung im Ganzen des wirtschaftlichen Zustandes die Lasten und Leistungen hatten. Die Forderungen kirchlicher Art berührten das Verhältnis der Bauern zu Basel nur mittelbar, und die paar Äußerungen zur Politik sind zu werten als Nachahmung Dessen, was die Bauern andrer eidgenössischer Orte bei Gelegenheit ihrerseits vorgebracht, vielleicht auch nur als Wichtigtuerei vorlauter Führer. Im Übrigen aber konnten Klagen über Druck allerdings berechtigt sein.

Nicht Kampf- und Abenteuerlust allein trieb die Bauern zum Reislauf. Daß sie in die Ferne verlangten und sich zu Hause nicht wollten halten lassen, ruhte auch auf ökonomischen Gründen. Wir haben an die Verschuldung der Bauern zu denken, an mannigfaltige Not überhaupt; der Rat selbst schrieb im Jahre 1520, daß „alle Gewerbe in den Ämtern abgiengen und die Güter wüst lagen, sodaß die Leute verderben mußten“.

Wir halten damit zusammen, was die jährlichen Einnahmenrechnungen der Stadt ergeben. Seit der Erwerbung der ersten Ämter ist die Belastung der Bauern unaufhörlich gewachsen. Neben die alten, durch das Jahrhundert hin sich wenig ändernden Stammposten der Steuer, der Zölle, des Ungelds treten in zunehmender Vielartigkeit andre Einzelleistungen, neue Zölle, neue Auflagen, böser Pfennig, Rütizinse, Fronfastengelder usw. Sie waren notwendig, weil die Landeshoheit ausgebaut wurde, weil der Staat sich entwickelte und seine Ausgaben wuchsen; aber sie wirkten als erbitterter Druck, wurden als bureaukratische Plackereien empfunden.

So bildete sich die Stimmung, die schließlich zum Aufstande führte. Auch Einwirkungen im Einzelnen kamen von den benachbarten Revolten und den dort proklamierten Artikeln. Außerdem war die Kraft der kirchlichen Reformbewegung beteiligt. Aber nur beteiligt; sie gab nicht den Anstoß und führte nicht. Wie schon 1524 ein Zehntverweigerer sich auf die Lehre Luthers berufen hatte, so mochten auch beim allgemeinen Aufstand Einzelne denken. Die Predikanten, die mitwirkten, waren gegebene Wortführer. Und wenn auch im Briefe Störs die Töne vom göttlichen Recht angeschlagen wurden, so lauteten doch die Beschwerdeartikel selbst durchaus sachlich hart und nüchtern. Die Plünderungen des Pfrundkellers und der Klöster waren spontane Racheakte gegenüber Denjenigen, die nach der Meinung des armen Mannes „seinen blutigen Schweiß in Üppigkeit verzehrten“. Nicht kirchliche und nicht politische Gründe, sondern das Leiden unter wirtschaftlicher

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/397&oldid=- (Version vom 1.8.2018)