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Zunächst noch sieht Manches aus wie überstürzter Entschluß, wie unsicheres Handeln. So der „Chiasser Zug“ im August 1510, so noch mehr der „Kaltwinterfeldzug“ von 1511.

Der Allianzberedung vom März 1510 folgte rasch ein Mannschaftsbegehren Schiners. Es wurde durch die Tagsatzung bewilligt, überall im Lande sammelte sich das Kriegsvolk. Noch am 3. August erließ der Papst ein Mahnschreiben. Am 13. August rückten die Basler aus, dreihundert Mann stark, geführt durch Jacob Meyer zum Hasen, der seit kurzem als neuer Meister zu Hausgenossen im Rate saß. Ziel des Zuges war zunächst der St. Bernhard, zum Übergange nach Italien; doch wies unterwegs die Nachricht, daß das Aostatal durch die Franzosen besetzt sei, die Basler das Wallis hinauf, von wo sie über „hohe scharpfe böse berg“, wohl den Nufenenpaß, nach Bellinzona hinüberstiegen. Hier vereinigten sie sich mit den Mannschaften andrer Orte. Es kam zu Gefechten, zur Erstürmung einer französischen Schanze an der Tresa, zu Verwüstungszügen bis Varese und Chiasso. Aber zu keiner stattlichen Kriegstat, zu keinem Erfolg und keiner Ehre. Während hier geplänkelt wurde, waren zu Hause Parteien und Diplomatie tätig, das Unternehmen zu hemmen. Im Heere selbst regte sich Mißtrauen gegen Schiner. Die Munition ging aus, die Truppen litten Hunger und wurden unwillig, sodaß sie dem Heimrufe der Tagsatzung gern und rasch folgten. Am 17. September, auf den Tag fünf Wochen nach dem Ausmarsche, zogen die Basler wieder zu Haus ein, „mit schlechtem Namen und kleinem Lob“.

Dann im Spätherbste 1511 brachte eine den Orten Schwyz und Freiburg angetane Gewalttat der Franzosen die Eidgenossenschaft wieder unter die Waffen. Basel, durch einen rührigen Agenten des Papstes, den Altdorfer Kirchherrn Anselm Graf angetrieben, beschloß Ende Oktobers den Zug; am 21. November brach es auf. Wie im Vorjahre mit dreihundert Mann; Hauptmann war Henman Offenburg, der Neffe des Bürgermeisters. Die Truppe marschierte, ohne ihr Ziel zu kennen. Die Einen glaubten, daß man „den lieben alten eitgenossen von Swiz“ zuziehe; die Andern, daß man einer Mahnung des Papstes folge. So verworren der Beginn, so der Verlauf des Zuges. Am 1. Dezember trafen die Basler in Bellinzona ein, nach mühevoller Überwindung des Passes, dessen winterlicher Rauheit ihre Pferde nicht gewachsen waren. Schwyz und Luzern waren schon voraus; eben trafen die Fähnlein von Baden und Bremgarten ein; Zürich Bern Solothurn folgten weit hinten. Endlich vor Mailand, „an der Haselstuden“, fand sich das eidgenössische Heer beisammen. Aber deutlich

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)