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Felde, während der Adlige und der Fürst wieder Herren waren. Keine Waffenruhe galt mehr, und der Bauernhaß der Edeln hatte freie Bahn. Aber freie Bahn hatten auch wieder die alte fürstliche und adlige Verachtung des Städters, der alte Groll gegen die abtrünnige Rheinstadt, gegen das von Krämern und Handwerkern regierte Basel. Man hatte sich seiner bedient, da die Not dazu zwang. Aber was galten heute Zusagen aus jener Stunde der Not? „Wenn sie gegeben wurden, so waren sie doch nicht in unserm Herz und Gemüt“, warf Gilgenberg den Basler Herren hin. Nur auf Gnade und Ungnade, ohne an einen Entscheid Basels gebunden zu sein, wollte das Regiment die Bauern wieder annehmen.

Erbittert schieden die Basler. Daß die sonst übliche Höflichkeit des Ehrenweins ihnen vorenthalten, die Gesellschaftsleistung in der Herberge ihnen versagt blieb, konnte ihnen zeigen, wie nieder sie in Ensisheim gewertet wurden; zur Unhöflichkeit fügte der Adel den grausamen Hohn und die Beschimpfung, indem er für den Heimritt der Basler an den Bäumen ihrer Straße eine Reihe Bauern aufknüpfen ließ.

Auch das hatten die Gesandten vernommen, daß kurz vor ihrer Ankunft in Ensisheim, sogleich nach dem Ausgange des Waffenstillstandes, der Adel über das nahe Battenheim hergefallen war, plündernd totstechend gefangennehmend, „wie man im kriege zu tun pflegt“. Das Signal zu Gewalttaten durchs ganze Land war gegeben, und Basel wurde wieder Refugium, wie es in früheren Schreckenszeiten oft gewesen war. Die Sundgäuer flüchteten ihre Weiber und Kinder, ihren Hausrat, ihr Korn in die eidgenössische Stadt. „Da ward große Not gesehen.“ Die Spalenvorstadt stand so dicht voll von Rossen und Karren, daß Niemand durchgehen konnte.

Der Furchtbarkeit dieser Herbstwochen von 1525 schildernd gerecht zu werden, ist unmöglich. „Es war ein großer schrecken in dem land.“ Was wollten noch Konferenzen in solcher Zeit? Was fruchteten Schreiben und Vorstellungen? Ensisheim wies sie ab und ließ seine Reiter die Bauern hetzen.

Unverkennbar sind die in Basel vorhandenen starken Sympathien für die Bauern. Die uralten Beziehungen, der unübersehliche reiche Verkehr jedes Tages, die Besitzungen Zinsrechte Lieferungen wirken auf Viele. Dazu kommt das Mitgefühl manches kleinen Städters für den Bauer, der gleiche Plage trägt, kommt weiterhin der traditionelle Haß auf Österreich. Die Behörden tragen schwer an der in Ensisheim erlittenen Schmach. So kann es kommen, daß Basel, das die eigenen Bauern darniederhält,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/403&oldid=- (Version vom 1.8.2018)