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ebenso ernst zu nehmen wie die Erwiderungen des Rates, die in ihrer ruhigen Abwehr und erfüllt vom Willen, zu halten und auf ewig nicht mehr zu lassen, Eindruck machen.

In der Tat standen die Verhandelnden sich so ferne, daß an einen Ausgleich nicht zu denken war. Den fertigen Tatsachen und der Entschlossenheit Basels gegenüber blieb den Führern des bischöflichen Regimentes nur, sich in feierlichen Protesten vor der Gesamtheit der Kirche und den Nachkommen zu rechtfertigen.

Bischof und Coadjutor gaben den Kampf auf; sie verlangten nach Ruhe.


Niklaus von Diesbach bereitete schon im August 1526 seinen Rücktritt von der Coadjutorie vor; am 21. Februar 1527 legte er das Amt nieder, durch das Domkapitel mit Vergütung seiner Ausgaben und einem ansehnlichen Jahrgeld entlassen. Er zog sich zurück pro pace sua.

Mit Bischof Christoph hatte er sich nie gut verstanden. Aber Dieser hatte auch nicht die Satisfaktion, ihn zu überdauern. Hinfällig, krank, in Allem getäuscht, trug Christoph schwer an der Not seiner Basler Kirche. Er empfand das Eitelsein alles Menschlichen und schloß sein Leben, das einst Viel verheißen hatte und dann so Wenig brachte, mit dem Bekenntnis:

Unsere Wünsche gehn irre, wir leben und werden betrogen;
Dasein voll Sorge, du Nichts, Beute des lachenden Tods!

Er wartete den förmlichen Rücktritt Diesbachs nicht einmal ab; vorher schon, am 19. Februar 1527, legte er das Bistum nieder. Vier Wochen später, am 16. März, starb er im Schlosse Pruntrut. Nach seinem Willen wurde er nicht in Basel, sondern in Delsberg bestattet.

Als Coadjutor, zugleich als künftiger Bischof, wurde im Januar 1527 der Domkustos Hans Rudolf von Hallwil bezeichnet. Derselbe, dem wir ein Jahrzehnt früher im Umgange mit Capito und bei griechischen Studien begegnet sind. Aber er starb schon bald, am 12. Februar 1527.

Dann am 28. Februar, eine Woche nach Utenheims Abgang, trat das Domkapitel in Delsberg zur Bischofswahl zusammen. Gewählt wurde der Domherr Philipp von Gundelsheim.

Er war ein fränkischer Edelmann, ein Vierziger, seit mehr als zwei Jahrzehnten dem Kapitel angehörend, in dem er die Erzpriesterwürde, dann seit Hallwils Tode die Kustorei innehatte. Ein kleiner korpulenter Herr, von elastischem Gang und raschen Wesens, zu allem weltlichen Regieren geschickt. Aber eine Natur, die sich nicht ärgern mochte und gern Alles

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/422&oldid=- (Version vom 1.8.2018)