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Am 21. März 1512 trafen die Gesandten in Venedig ein. Sie verhandelten mit der Signorie und dem Vertreter Spaniens über den Abschluß von Bündnissen, namentlich aber mit Kardinal Schiner, der im Namen des Papstes redete. Er verhieß die Belohnungen künftiger guter Dienste und ließ die Gesandten schon jetzt die den Schweizern zugedachten feierlichen Ehrengeschenke des Papstes, den Herzogshut und das Schwert, sehen. Die Konferenzen im schönen Inselkloster San Giorgio, das Auftreten der Eidgenossen im Dogenpalaste, ihre Teilnahme und Ehrung an der offiziellen Prozession zu Mariä Verkündigung — all diese Szenen leben für uns noch heut in der Erzählung eines der Gesandten, des Baslers Jacob Meyer zum Hasen.

Der Heimkehr von Venedig folgte sofort die Gesandtschaft nach Trier zum Kaiser. Gesandte waren Peter Offenburg aus Basel und der Zürcher Röust. Sie sollten der Majestät die Absichten der Eidgenossen mitteilen, freien Paß durchs Tirol und Heimrufung der im Dienste Frankreichs stehenden Landsknechte begehren. Vor vierzig Jahren war in demselben Trier die Zusammenkunft zwischen dem Vater des Kaisers und Karl von Burgund gewesen, durch Basel aufs eifrigste beobachtet; wie anders trat heute dort der Basler Bürgermeister auf. Er kam gerade in die junge, durch Kaiser Max inaugurierte Heiligenrockandacht und überhaupt in die umfassende Trierer Reliquiendevotion dieses Jahres 1512 hinein. Am 8. April konnte er von dort aus dem Rat über den guten Erfolg seiner Legation berichten.

Wir sehen in diesen herrlichen Frühlingswochen Alles sich steigern und vollenden. Es sind die großen Zeiten der Tagsatzung, da kaiserliche und päpstliche Botschafter vor sie treten, der französische Gesandte das Land räumt, sie selbst ihre Beschlüsse faßt. Den weiten Hintergrund dieser Vorgänge füllen Ereignisse wie die gewaltige Schlacht bei Ravenna, der zwischen Kaiser Max und Venedig beredete Waffenstillstand, die Kriegserklärung Heinrichs VIII. an Frankreich, die Eröffnung des allgemeinen Konzils im Lateran zu Rom durch Papst Julius.

Am 19. und am 30. April beschloß die Tagsatzung den Heereszug in die Lombardie.

Es war im Grunde nichts Neues. Sondern von den beiden großen Tendenzen, die seit langem, wechselnd und sich bekämpfend, über aller Politik der Eidgenossenschaft gewaltet, erhielt jetzt die eine, die enetbirgische die Oberhand. Einen Stil und für Viele jedenfalls eine spürbare Weihe gewann dieser Heerzug dadurch, daß als sein Ziel die Rettung der römischen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)