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dem Rhenan eine Reise nach Straßburg, und in den Jahren 1526 und 1527 hält er sich in Schlettstadt auf als Flüchtling aus der Pestgefahr und den Parteikämpfen Basels. Im Jahre 1529 verläßt er diese Stadt für immer.


Seit einigen Jahren war der Rat mit einer Reform der Universität beschäftigt. Hiezu trat nun das innerhalb der Anstalt selbst Geschehende.

Wie in städtischen Dingen das Volk sich rottierte und Begehren stellte, so taten hier die Studenten; sie hatten dabei die Dozenten Wolfgang Wissenburg und Bonifaz Wolfhart zu Führern. Die im Kirchlichen für einen Umsturz arbeiteten, wollten auch im akademischen Wesen Reformer sein. Ihre Begehren gingen dahin, daß an Stelle Gebwilers Cantiuncula zum Rektor gewählt werde; auch eine andre, zum Teil aus Studenten gebildete Regenz wurde verlangt, ferner Abschaffung der Vorlesungen über geistliches Recht und Einführung griechischer und hebräischer Vorlesungen. Den Sommer 1522 hindurch, seit Ostern, und bis in den Herbst dauerte die Bewegung, mit wiederholten Zusammenkünften der Studentenschaft, worauf die Regenz dem Wolfhart, der ihr der Hauptschuldige zu sein schien, die Venia entzog. Seine Widersetzlichkeit hiegegen und auf seine Beschwerde hin der Befehl des Rates, ihn nicht am Lesen zu hindern, veranlaßten Rektor und Regenz zu einem erregten Proteste.

Der weitere Verlauf ist uns nicht bekannt. Jedenfalls beschäftigte die Sache sowohl politische als akademische Behörden während des ganzen Winters, bis zuletzt das Zusammentreffen dieser Universitätsangelegenheit mit andern Anstößigkeiten den Rat dazu brachte, durch seinen uns bekannten Beschluß vom 11. April 1523 den Professoren Fininger Gebwiler Mörnach und Wonnecker ihre öffentlichen Besoldungen zu entziehen und von sich aus zwei Ordinarien, Ökolampad und Pellican, zu bestellen.

Daß er so energisch eingriff, entsprach der allgemeinen Entwickelung der Ratsmacht. Auch waren sicherlich Absichten dabei tätig, die speziell einer Erneuerung des theologischen Studiums galten, vielleicht im Gedanken an die von Luther 1520 aufgestellten Forderungen. Der alten Ordnung gegenüber, die den Rat für Besetzung von Professuren an den Willen der Fakultät band, wurde durch diesen Beschluß ein neues Recht geschaffen. Schon kurz nachher galt als feststehend, daß die Besetzung der ordentlichen Lehrstellen Sache des Rates sei, und von der tatsächlichen Anwendung dieser Macht, von den dauernden Bemühungen des Rates um die Universität war dann oft die Rede.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/448&oldid=- (Version vom 1.8.2018)