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Auf Vorschlag der Basler Führer wurde dann durch Schiner als „Zeichen“ der englische Gruß bestimmt und außerdem die Änderung des Schwarz am Baselstab in die „ritterliche Farbe des Goldes“ gutgeheißen. Die Anfertigung geschah sofort in Mailand, unter Leitung von Hans Oberriet und Melchior Hütschi; zum Fahnentuche diente weißer Damast mit Granatapfelmuster, die Ausstattung war reich an Perlen und Edelsteinen, goldbrokatenen Borten, Seidenstickerei usw. Noch vor Mitte Julis übergab Schiner das fertige Banner den Baslern, die es mit Pfeifen und Trommeln in ihre Herberge trugen und da einige Tage offen fliegen ließen, zum Neide der Andern.


Die Eidgenossen, die Jahr um Jahr eine nicht aufzubrauchende kriegerische Kraft erwiesen und deren jüngste Taten, von Zeitgenossen als gesta cœlo digna gerühmt, den Schreck der Ravennaschlacht rasch vergessen ließen, zeigten sich auch beim Verhandeln Allem gewachsen. Ihre Kriegsgewalt zusammen mit Kraft und Kunst politischer Negotiation begründete die hohe Geltung der Eidgenossenschaft, die diese wenigen Jahre zum glänzendsten Moment ihrer Geschichte macht.

Von allen Seiten kamen huldigend und werbend die Mächte der Welt. Der Kaiser, der Papst, der spanische König, im Geheimen auch der König von Frankreich hatten ihre Vertreter bei der Tagsatzung; Savoyen wurde Alliierter der Schweiz; Lothringen und Venedig strebten nach einer Verbindung; auch König Heinrich von England machte sich herbei. Der Kern eidgenössischer Politik dieser Jahre war doch die Freundschaft mit Papst und Kaiser. Damals hat der Schweizer Glarean in Köln, bei seiner Dichterkrönung durch Max, diesen Herrscher besungen und dabei vor Allem sein Bündnis mit dem „furchtbaren“ helvetischen Volke gepriesen, „das dem Adler gleich sei und dem Löwen“.

Wie stark daneben die Feindschaft gegen Frankreich war, sehen wir an Basel. Es verlangte, daß in der ganzen Schweiz die Ausfuhr von Kriegsmaterial nach Frankreich verboten werde. Wenn die durch Basel reisenden Kaufleute aus Köln Antwerpen usw. französische Waren hatten, wurden diese konfisziert. Und als ein französischer Agent sich herausnahm, in Basel Kriegsvolk dingen zu wollen, zeigte ihm der Rat seine Meinung so deutlich, daß er rasch wegritt. Basel hatte übergenug solcher Umtriebe in seiner Nähe. Während das eidgenössische Heer die Franzosen aus der Lombardie warf, wurde der Sundgau französischer Werbeplatz. Adelige Landsassen selbst — Diebold Stör, Hartman von Flachsland, Hans

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/46&oldid=- (Version vom 1.8.2018)