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Gelenius vor uns. Ein böhmischer Edelmann, in Pavia Bologna Venedig gründlich geschult, reiste er jahrelang durch Griechenland Italien Frankreich Deutschland, bis ihn Basel an sich zog und nicht mehr freigab. Siebenundzwanzigjährig kam er 1524 her, wurde Korrektor der frobenischen Offizin und blieb in dieser Stellung dreißig Jahre lang bis zu seinem Tode. Als freier Arbeiter und der Universität fern; ihre Geschichte kennt seinen Namen nicht. Berufungen nach Leipzig und Nürnberg lehnte er ab. Bei aller Schlichtheit, ja Dürftigkeit des äußern Lebens war er eine Gestalt voll geistigen Glanzes. Ausgezeichnet durch Gelehrsamkeit Scharfsinn kritische Kühnheit. Dankbar spendete ihm Erasmus das höchste Lob.


Aus dem Zusammentreffen so vieler Kräfte und Anregungen erstand die Fülle wissenschaftlicher Leistung Basels in diesem Jahrzehnt.

Allem voran haben wir die Beschäftigung mit den Klassikern zu nennen, neben dem in Vorlesungen und Kursen Geschehenden das Sichtbarere, die zahlreichen Editionen Grammatiken und Wörterbücher. Seit Jahren war, wie wir wissen, das Griechische hier heimisch, und die Angabe Platters, daß „die griechische Sprache noch selten war und wenig gebraucht wurde“, gilt für Zürich, nicht für Basel. Froben Curio Cratander brachten hier viel Griechisches auf den Büchermarkt, darunter die Erstausgabe des Diogenes von Laerte 1523; Bebel eröffnete seine junge Offizin mit einer Ausgabe griechischer Autoren; Nepos Ceporin Torinus u. A. wirkten als Herausgeber und Lehrer. Aber das Lateinische überwog. Es wurde sichtlich bevorzugt, wobei die eigene Gewöhnung so gut als die Rücksicht auf die Käufer zu Ausgaben der Lateiner und zu lateinischen Übertragungen der Griechen führte. Auf dieser Tätigkeit ruht der Ruhm des Jahrzehnts; die 1530er Jahre werden dann viele griechische Editionen bringen. Um die Mitte der 1510er Jahre hatten die Ausgaben von Klassikern hier begonnen; jetzt wurde dieser Strom reicher und voller, in einzelnen Jahren — 1521 1524 1529 - mit überraschender Fülle sich ergießend. Dabei berühmte Editionen wie der Plinius des Rhenan, der Cicero des Bentinius.

Auch die hebräischen Studien behaupteten ihr Ansehen. Zunächst noch unter Pellicans Führung, aus dessen Arbeit wir hier das große hebräische Lexikon erwähnen. Er hatte dabei die Hilfe Heilanders; aber das Werk wuchs und schwoll ihm unter den Händen, sodaß Froben den Verlag allein zu übernehmen nicht wagte, sondern sich nach einem Socius umsah; zum Drucke kam es noch lange nicht. Neben Pellican hat auch Ökolampad hier

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/470&oldid=- (Version vom 1.8.2018)