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den Ambrosius; in der Widmung des Letztern an den Erzbischof von Gnesen, Johann a Lasco, stellte er der Überhebung heutiger Fürsten das sich Demütigen des Kaisers Theodosius vor Ambrosius, dem Bilde dieses Ambrosius selbst aber die heutigen Bischöfe gegenüber, die meist so wenig Fürsten seien als Priester. Sofort dann wendete er sich zu Augustin, einen schon von Lachner entworfenen Plan zur Ausführung bringend. Immensis laboribus, wie er seufzte. Vier, dann sieben Pressen Frobens waren mit dem gewaltigen Opus beschäftigt; im Jahre 1529 erschien es, zehn Folianten füllend. Ergänzungen boten Rhenan 1523 und Sichart 1528 mit ihren Sammlungen kirchengeschichtlicher Quellenwerke. Von der Gegenseite her aber griff die gewaltige Kraft Ökolampads ein. Beim Hieronymus von 1516 hatte er mit Erasmus zusammen gearbeitet. Jetzt stand jeder der Beiden für sich allein. Während Erasmus Urtexte edierte, ließ Ökolampad eine lange Reihe griechischer Patres in lateinischer Übersetzung erscheinen, dem allgemeinen Quellenbedürfnisse dienend, aber auch mit bestimmter Absicht auf die hierdurch zu fördernde Bibelexegese.

Geschichtliche Forschung tritt uns nur in einer, aber in mächtiger Gestalt entgegen. Denn der Plan des Hieronymus Froben 1524, durch Vadian eine Helvetische Chronik schreiben zu lassen, blieb unausgeführt; nur mit Rhenan haben wir es zu tun. Mit der Entwickelung seines Wesens und Studiums, die sich an den Kommentar zur taciteischen Germania 1519 schloß. Rhenan nannte in der großen Widmung seiner Prokopausgabe an Bonifaz Amerbach das Motiv seiner historischen Arbeiten: die Erkenntnis, daß die Deutschen in der Geschichte der fremden Völker bewandert seien ohne zu wissen, wie viel Wissens- und Staunenswertes sie zu Hause hätten. „Unser sind die Triumphe der Goten, der Vandalen, der Franken! Unser Ruhm ist der Sieg, den Jene über Italien und selbst über Rom gewonnen haben.“ In solcher Stimmung und mit dem Entschlusse, sich und seine Leser von der „Mönchstradition“ zu befreien, ging er an die Arbeit. Die kirchlichen und allgemein wissenschaftlichen Interessen, die ihn bisher beschäftigt, traten zurück vor der immer mehr seinen Geist beherrschenden Erforschung der deutschen Geschichte. Im selben Jahre 1525, da er aller Zustimmung zum Luthertum entsagte, da aber auch Erasmus konstatierte, wie sehr der durch seine neuere Arbeit interessierte Rhenan von ihm weggerückt sei, schloß Dieser die denkwürdige Verbindung mit Aventin. Es begannen die reichen Jahre Rhenans. Was sie ihm brachten an Kenntnis neuer Geschichtsquellen, an Einsichten Ideen Forschungen, Alles sollte schließlich zusammenrinnen im großen Werke der Drei Bücher Deutscher Geschichte.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 451. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/472&oldid=- (Version vom 1.8.2018)