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Der geographischen Wissenschaft gab Basel 1527 das wichtige Lehrbuch Glareans, nach der vadianisch-cratandrischen Ausgabe des Pomponius Mela 1522 und der curionischen des Strabo 1523.

Von Bedeutung aber war, was damals hier für die Medizin geschah. Zum Teil auf Anregung des 1528—1529 hier wohnhaften Graecisten und Arztes Janus Cornarius zurückgehend. Dieser fand bei Hieronymus Froben in prächtigen Aldinen die Werke von Hippokrates Galen und Dioskorides im Urtexte, und dies gab seinem Wesen die Richtung. Neun Jahre lang hatte er falschen Götzen gedient; jetzt erst in diesen Griechen fand er die „wahren Ärzte, die einzig richtigen Lehrer der Heilkunst“. Mit Begeisterung warf er sich auf ihr Studium; nachdem er noch sein medizinisches Kompendium publiziert, widmete er sich ganz dem Hippokrates; er hielt zu dessen Lob eine Rede an der Universität. Es war eine neue Bewegung, zu der auch die damals und in der nächsten Zeit hier erscheinenden Editionen (Übersetzungen) des Hippokrates, des Galen, des Dioskorides u. A. gehörten, unter Mitarbeit von Torinus und Sichart. Auch Schriften des Rhazis wurden publiziert, sowie Abhandlungen über einzelne medizinische Themen, auch über Tierarznei. Dabei ist von Interesse, den Cornarius zu vernehmen, der die Araber verwirft und die klassische Antike wieder aufzurichten und ins Licht zu rücken unternimmt, der aber auch, im Basel des Paracelsus, der eigenen Erfahrung und Naturbeobachtung das Wort redet als notwendiger Beigabe zu den in jener Literatur niedergelegten Lehren.

Auch die Rechtsgeschichte hat die damaligen Gelehrten und Drucker Basels zu preisen. Sie verdankt ihnen Editionen der alten Volksrechte der Riboarier Baioarier Alamannen, sowie das Breviarium Alarici. Ehrwürdige Aufzeichnungen eigentümlicher Art wurden da zum ersten Male bekannt. Es war die Arbeit Sicharts; aber wir ahnen hinter ihr die Anregungen und Winke Rhenans, wie wir auch von Bonifaz Amerbach wissen, daß sein wissenschaftliches Interesse sowohl diesen Denkmälern des alten heimischen Rechtes gehörte als auch den noch zu erschließenden Quellen des gültigen justinianischen Rechtes.


Auch hier wieder sind einige Worte geboten über die äußere Bewegung und den Verkehr überhaupt, die zu so mannigfaltiger Gelehrtenarbeit gehören.

Noch uns spürbar ist die Regsamkeit dieser Menschen. Sie scheinen in beständiger Erregung zu sein.

In voller Freude des mit Zuversicht Suchenden gingen Rhenan und namentlich Sichart auf die Handschriftenjagd. Erstaunlich war, wie viele

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/473&oldid=- (Version vom 1.8.2018)