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unter Auskauf der Ansprüche Diesbachs, im August 1526. Auch daß dem Doktor Ludwig Bär, dem bedeutendsten Kleriker Basels, jetzt 1526 durch den Rat eine Domherrei verliehen wurde und daß das Domkapitel, die Forderungen der Zeit verstehend, seine alten Prinzipien preisgab und diesem Bürger von Basel die Tür auftat, gehörte zur Sammlung der Kräfte. Kampfmittel waren auch das Verbot des Lesens des Neuen Testaments in der lutherischen Übersetzung, sowie die Einrichtung einer der katholischen Sache ergebenen Buchdruckerei in der Offizin des Johann Faber Emmeus. Als das Wichtigste jedoch erschien die Besetzung der Predikaturen und Pfarrämter.

Der streitbare Dominikaner Johann Burchardi, der im Herbste 1524 als Domprediger gewählt worden war und auf den die Partei große Hoffnungen gesetzt hatte, versagte freilich bald. In einem Injurienhandel mit Stadtschreiber Schaller als Verleumder erwiesen, war er hier unmöglich geworden und mußte Basel verlassen, Ende Mais 1525. Sein Nachfolger wurde Telamonius Limperger, seit Jahren Suffragan des Bischofs Christoph, dem zu Gefallen wohl auch diese Wahl geschah. Aber sie hatte kurze Wirkung. Limperger neigte zur neuen Lehre; er verlor daher die Dompredikatur schon nach wenigen Monaten wieder, im November 1525. Und nun versah der Dom seine Kanzel mit einer anerkannten Celebrität. Es war dies der Ulmer Regularkanoniker Augustinus Marius, 1520 Doktor der Theologie und Professor in Wien, 1521 Domprediger in Regensburg, seit 1522 Weihbischof von Freising. Im Dezember 1525 übernahm er die Predikatur am Basler Münster. Schon vor fünf Jahren, als neukreierter Wiener Doktor, wäre er gerne nach Basel gekommen; damals war sein Wunsch gewesen, hier unter den berühmten Gelehrten zu leben und zu lernen. Jetzt kam er, aber nicht zu stillen Studien, sondern mitten in den Religionskampf hinein, um selbst Führer in diesem Kampfe zu werden. Mit einem schönen Briefe begrüßte ihn Ökolampad, auf ein gutes Zusammenarbeiten in Christo hoffend; doch Marius gab ihm keine Folge. Er war gekommen und seine bayrischen Herzöge hatten ihn ziehen lassen „Gott zu Lob und zur Handhabung des wahren christlichen Glaubens“, und so handelte er nun seiner Überzeugung gemäß in Basel, „gegen Alles wütend, was ihm als Ketzerei erschien“.

Wenn wir überdies im Dezember 1525 von der Absicht hören, den berühmten Agitator Konrad Treger, Provinzial der Augustiner, nach Basel an eine Predikatur zu rufen, so gehört auch dies zum Bilde dieser systematischen Rüstung.

Es war eine Reaktion, die, wenigstens äußerlich, Erfolg hatte. Denn zu Ende des Jahres 1525 verfügte die alte Kirche über die Leutpriestereien

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/490&oldid=- (Version vom 1.8.2018)