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Desiderata der Frühzeit, in denen sie wider die Macht Roms, wider die Priesterschaft, wider die kirchlichen Vorrechte aufgetreten war, hatten inzwischen durch Maßregeln der Obrigkeit Erledigung gefunden. Übrig blieb ihr das Wesentliche, das persönlich Innerliche, die Lehre; auch waren für Reinigung und Stärkung des neuen Gemeindebegriffes starke Kräfte freigegcben.

Wobei wir allerdings nicht übersehen, wie groß die Gefährdung eben dieses Gemeindebegriffes durch die innerhalb der Gemeinde laut werdenden persönlichen Meinungen über Einzelheiten der Lehre war. Überdies haben wir einzugestehen, daß hohe Güter jener Frühzeit inzwischen verloren gegangen waren; auch die reformatorische Bewegung hat die Idealität ihrer Jugend nicht bewahren können und mancherlei Ernüchterung und Verhärtung an ihre Stelle treten lassen.

Jedenfalls aber war die alte kirchliche Einheit gebrochen. Im Rahmen unsrer Stadt regte sich ein zahlreiches und stets wachsendes Kirchenvolk neuer Art; wir sehen dieses Gebilde nach eigenen Formen ringen. Wenn auch an topographische Aussonderung dieser Kirchgemeinschaft so wenig gedacht werden konnte als an organisatorische Gestaltung, so war doch schon die Zeit gegeben für die uns bekannt gewordene eigene Ordnung des Gottesdienstes.

Der noch mangelnde Zwang einer Organisation wurde ersetzt durch persönliche Macht.

Unverkennbar galt und benahm sich Ökolampad schon früh als Führer und Haupt der Basler Reformation. Er trat dann bald auch den evangelischen Geistlichen der Landschaft gegenüber als Herr auf und erließ an sie im November 1528 einen „Hirtenbrief“ mit Ermahnungen und Belehrungen.

Aber er war fast einsam auf seinem Posten.

Nirgends unter den Amtsbrüdern zeigt sich eine Gestalt, die stärkeres Interesse weckt. Es ist bedeutsam, eine wie kleine Rolle diese Predikanten z. B. im zwinglischen Basler Briefwechsel spielen, wie auch wissenschaftlich nichts von ihnen verlautet, mit Ausnahme etwa Wissenburgs. Welch andres Leben quoll für Ökolampad aus dem Umgange mit den lebhaften und auch weltmännisch gearteten Franzosen von Farels Gefolge, die nur allzukurz hier verweilten.

Und dann ging auch Pellican von Basel fort. Im Dezember 1525 rief ihn Zwingli nach Zürich an die durch Ceporins Tod erledigte hebräische Lektur. Ökolampad selbst unterstützte bei Pellican die Werbung Zwinglis. Nicht aus reiner Selbstlosigkeit. Sondern weil er, gleich Andern der Partei,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 476. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/497&oldid=- (Version vom 1.8.2018)