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sich gründende Sekte, die sich absonderte von der zur äußern Kirchenorganisation genötigten evangelischen Gemeinde. Von Winkel- und Waldpredigten ist dabei die Rede, von Konventikeln in Häusern oder vor der Stadt, im Felde, auf Bergmatten, zu St. Margarethen, beim Holee, in Oberwil Therwil usw. Da wurde gepredigt, da wurde den in der Kindheit schon Getauften die Spättaufe, „Wiedertaufe“, erteilt.

Bis zum Jahre 1528 begegnet uns dies täuferische Wesen hauptsächlich in der Stadt und ihrer Nachbarschaft; dann mehr in der Landschaft bis in die obern Vogteien hinauf. Eine große Mannigfaltigkeit einzelner Taufbrüder und ihrer Schicksale füllt diese Jahre. Ein Reichtum von Erscheinungen, wobei aus dem Alle durchdringenden Enthusiasmus, aus der schönen Gesamtheit von Ergebung und Festigkeit einfachster Menschen Einzelne vortreten wie der berühmte Prediger Felix Manz; wie Bruder Karli (Brennwald), der die Artikel seines Glaubens schriftlich fixiert und sich zur Disputation mit den Predikanten vor dem Rat erbietet; u. A.

Politisch ohne Bedeutung, war dieses Basler Täufertum für die Evangelischen eine lästige Nachbarschaft. „Von allen Beschwerden, die wir schon getragen, die beschwerlichste“, urteilte Bertschi. Wie aber Dieser selbst, wenigstens bei den Papisten, als ein Freund der Spättaufe galt, so auch sogar Ökolampad. Sein früheres Schwanken im Urteil über die Kindertaufe hatte zur Folge, daß nicht nur die Altgläubigen ihn als Freitäufer verdächtigten, sondern auch die Täufer ihn wiederholt als einen insgeheim ihre Lehre Bekennenden, öffentlich sie Verleugnenden bezeichneten.

Durch solche Vorwürfe nur zu leidenschaftlicherem Kampfe gereizt, ließ Ökolampad in Disputation Kanzelpolemik Traktaten Libellen Briefen die Täufer seine Gegnerschaft und seine Kraft fühlen; es war ein Kampf, der ihn bis ans Ende des Lebens beschäftigte.

Das Wiedertäuferjahr 1525 führte den Ökolampad noch in einen andern Kampf. Auch dieser währte jahrelang. Aber die Gegner waren sehr verschieden von den schlichten Täufern: Führer der Reformationssache selbst, ehemalige humanistische Freunde und Genossen, extreme Papisten. Die Schärfe des Tones zeugte von der das Innerste ergreifenden Macht der Gedanken, denen der Kampf galt: der große Kampf um das Verstehen der Eucharistie.

Gegenüber der Lehre Luthers von der wahren Gegenwart des Leibes und Blutes Christi für alle das Abendmahl Genießenden vertrat Zwingli eine nur symbolische Auffassung, bezeichnete er das Abendmahl als bloßes

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 480. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/501&oldid=- (Version vom 1.8.2018)