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In die lokalen Zustände hinein wirkten unaufhörlich die konfessionellen Zwistigkeiten der Eidgenossenschaft.

Wie engbegrenzt und wie arm an eigenem Leben die eidgenössische Betätigung Basels in diesen Jahren war, wissen wir. Sie galt wie sonst so auf diesem Gebiete des kirchlichen Kampfes der Sorge für Frieden und Einigkeit; sie mühte sich namentlich um eine Vermittlung zwischen Zürich und den die Sache Roms vertretenden Orten. Daß Basel hiedurch sich das Mißfallen dieser Orte zuzog, ist klar erkennbar. Es wurde beschuldigt, die neue Lehre zu unterstützen, und eine besondere Gesandtschaft der Sechs Orte war deswegen im Januar 1525 nach Basel gekommen. Wir haben gesehen, in welcher Weise der Basler Rat solchen Zusprüchen und Vorwürfen gegenüber sein Hausrecht wahrte. Er hatte auch später wiederholt Anlaß, der Tagsatzung zu erklären, daß er mit Zürich so gut wie mit den gegnerischen Orten in ewigem Bündnis stehe und daher sich weder vom einen oder andern Ort absondern noch ein solches ausschließen, vielmehr allen Eidgenossen gegenüber sich nach Lage der Bünde benehmen wolle. In diese Debatten hinein kam nun der Gedanke eines großen, eidgenössisch inszenierten Religionsgespräches.

Der neugläubige Basler Chronist sah im Vorschlag einer solchen Disputation eine List der Gegner. Allerdings kam er von dieser Seite. Schon im August 1524 hatte Johann Eck von Ingolstadt aus eine Disputation empfohlen, dann im Oktober 1525 diese Anregung wiederholt, mit dem Erbieten, selbst dabei mitzuwirken „zu Ausreutung der gräulichen Ketzerei, zu der Zwingli und Ökolampad schon viele Tausende verführt haben“. Eck, ein kecker und gewandter Fechter, hatte s. Z. in Leipzig mit Luther gekämpft und wünschte nun die beiden Schweizer sich gegenüber zu haben.

Die zu diesem Traktandum der Tagsatzung amtlich erklärte Meinung war, daß nur ein Religionsgespräch die Einigkeit im Glauben wieder herstellen könne. Die Altgläubigen hatten dabei, wie die Zustände waren, einen formellen Sieg zu erwarten und sahen vor, auf diesem Weg eine Glaubenseinheit der Eidgenossenschaft erzwingen zu können; die Evangelischen aber erkannten ihre Pflicht, dieser Gelegenheit öffentlichen Kampfes für ihre Überzeugung nicht auszuweichen.

Ökolampad war sofort dazu bereit. Aber nur in Basel wollte er sich zum Kampfe stellen. Das schon früher als Disputationsort in Vorschlag gebrachte Baden lehnte er ab; ein solcher Ort aller Ausgelassenheiten schien ihm wenig geeignet für eine Verhandlung dieser Art, auch nicht ungefährlich, da er im Territorium der acht alten, in der Mehrheit katholischen Orte gelegen war. Er empfahl, die Disputation in Basel geschehen zu lassen,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 482. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/503&oldid=- (Version vom 1.8.2018)