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der Disputationspräsidenten war der Propst zu St. Peter Doktor Ludwig Bär. Endlich war im Auftrage der Eidgenossen auch Erasmus durch den Basler Rat eingeladen worden, aus Rücksicht auf seine Kränklichkeit dieser Aufforderung aber nicht gefolgt. Teilnehmer aus Basel waren auch Doktor Johann Gebwiler und der St. Peterspredikant Leonhard Rebhan.

Vom 21. Mai bis zum 8. Juni wurde disputiert: über die Gegenwart Christi im Altarsakrament, die Fürbitte der Heiligen, die Bilder, das Fegefeuer, die Erbsünde, die Taufe. Gegeneinander standen auf den Kanzeln Eck mit mächtiger Gestalt und lautdröhnender Stimme und der unansehnliche Ökolampad. Für Diesen erklärten sich am Schlusse nur Elf aus den Hörern, die übergroße Mehrheit aber, gegen Neunzig, für Eck. So endigte die Disputation mit dem erwarteten Siege der Altgläubigen. Aber es galt, was der Basler Rat schon im Januar dargelegt hatte, daß jeder Teil den wahren Glauben zu haben meinte und keiner sich von diesem Glauben abtreiben ließ.

Die Lobsprüche, die dem aus Baden nach Hause kehrenden Ökolampad von Freunden zu Teil wurden, haben wir hier nicht festzuhalten. Aber bemerkenswert ist auch jetzt wieder nicht die Gelehrsamkeit und nicht die Klugheit Ökolampads, sondern die große sittliche Kraft, die den zum Disputieren so wenig Geschaffenen diesen Kampf für die Überzeugung, dem kein Sieg winkte, mutig und selbstlos, dem Rate gehorsam, aufnehmen hieß. Er war dabei fast ohne Beistand. „Ein zweiter Atlas, trug er allein auf seinen Schultern das von Blitz und Donner erfüllte Himmelsgewölbe von Baden.“ Es war eine große persönliche Leistung und ein Verdienst, das soviel wog wie ein Triumph.

Die Partei der Neugläubigen in Basel fühlte sich durch den ganzen Vorgang jedenfalls gestärkt. Aber auch der Rat stand sichtlich unter dem Eindrucke dieser Persönlichkeit Ökolampad. Auch mußte das offizielle Basel unzweifelhaft verletzt sein durch die herrische Art, mit der das Disputationsunternehmen einseitig geführt worden war und nun ausgebeutet werden sollte. Verletzend war auch das monatelange Vorenthalten des Disputationsprotokolls durch die Altgläubigen.

Aber Diese gingen noch weiter. Schon im Dezember 1525 waren die Sieben Orte des Willens, bei der bevorstehenden periodischen Bundesbeschwörung denjenigen Orten, „die vom alten christlichen Glauben abgefallen“, nicht mehr zu schwören. Basel bemerkte hiezu, daß man aus Rücksicht auf die allgemeine Lage bis auf Weiteres jedes Schwören überhaupt unterlassen sollte; je weniger man zur Zeit das Volk versammle, um so besser. In der

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 484. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/505&oldid=- (Version vom 1.8.2018)