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verjagen und auf Niemanden mehr zu warten, „damit sich der Gallus nit witer stercky“.

Inzwischen war zu Hause ein zweites Aufgebot, achttausend Mann stark, beschlossen: dabei wurde Basel die Stellung von vierhundert Mann auferlegt. Geführt durch Heinrich Meltinger rückten sie aus. „Si zugent streng für sich, denn es tett nott.“ Durch Aarburg und Luzern, den See hinauf, über den Gotthard eilten die Basler. Am 27. Mai hatten sie den Rhein verlassen, am 5. Juni traf dieses zweite Heer in Novara ein. „Durch ein brausendes Gelage“ wurde seine Ankunft gefeiert, für den folgenden Tag der Angriff auf den vor der Stadt lagernden Feind beschlossen.

An diesem 6. Juni 1513 geschah die „große Schlacht zu Naweren“. Wir haben hier ihrem Verlaufe nicht zu folgen, nur den Anteil der Basler zu bezeichnen.


Diese, im Ganzen etwa sechshundert Mann zählend, zerfielen schon zu Beginn der Schlacht in mehrere Gruppen. Meltinger und Falkner fochten in dem das feindliche Lager stürmenden Haupthaufen, bei dem auch der Herzog, der Solothurner Niklaus Konrad, Arnold Winkelried waren; der andere Basler Hauptmann, Stolz, stand im hintern Haufen. Anschaulich treten einige Bilder aus dem Gewühle vor: ein Trupp Basler hat sich im Sumpfe verlaufen, kämpft für sich allein und gelangt erst, da die Schlacht gewonnen ist, wieder zum Fähnlein der Stadt. Barthli Radeck der Messerschmied liegt am kalten Weh krank im Schlosse Novara; aber wie er morgens früh das Schießen hört, springt er auf und eilt mit andern die Gassen hinab, hinaus in die Schlacht. Martin Springinklee stürmt die feindliche Artilleriestellung. Jörg Trübelman erobert aus dem dichtesten Franzosenhaufen heraus ein Fähnlein. Fünfundsiebenzig Basler blieben bei den Toten liegen.


Um die Mittagsstunde fand das furchtbare Ringen ein Ende. Von den über vierzehntausend Feinden lag die Hälfte tot oder schwer wund, die andern flohen. Es war einer der glorreichsten Tage der Schweizergeschichte, dieser Kampf ihre letzte siegreiche Feldschlacht großer Art.


Der Heerzug, der zu solchem Siege geführt hatte, war mitten im Hader zustande gekommen. Es war der „zwiträchtig kib“, von dem der Chronist redet; der Streit der Kaiserlichen und Päpstlichen mit den Franzosenfreunden, aber auch der Haß des Söldners auf den Pensioner und des Knechts, der in Todesgefahr die Schlacht schlägt, auf den Herrn, der

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/51&oldid=- (Version vom 1.8.2018)