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einem Hafner, einem Küfer, einem Tischmacher, einem Zimmermann —, die er festnehmen ließ und in Haft setzte. Die Zunft verlangte ihre Freilassung. Vergeblich. Diese Weigerung wurde das Signal zu einer Revolte. Früh am 15. April strömten einige Hundert von den Zünften auf dem Marktplatze zusammen. Immer Neue zogen dem Haufen zu, der das Rathaus bedrohte. Der Rat konnte einem Verhandeln nicht ausweichen und begehrte, daß die Menge hiefür einen Ausschuß bestelle. Solches geschah. Den ganzen Tag lang stritten sich nun Rat und Ausschuß, während die Gemeinde auf dem Spinnwetternzunfthause den Ausgang erwartete. In leidenschaftlicher Erregung, ungesättigt. „Ehe Pfingsten kommt, müssen auch das Münster und die andern Kirchen gestürmt und die Heiligen aus ihnen hinausgeworfen sein!“ Endlich auf den Abend kam im Rathause die Einigung zu Stande. Die Gefangenen wurden in Freiheit gesetzt, die geschehene Ordnung und Abrede in einem Mandate vom 15. April 1528 folgendermaßen verkündigt: da den zu St. Martin Augustinern Barfüßern Spital St. Leonhard den Gottesdienst Besuchenden die Heiligenbilder unleidlich sind, sollen die Bilder in diesen fünf Kirchen durch Werkleute des Rates weggetan werden, mit Ausnahme der in den Chören zu St. Leonhard und zu Barfüßern befindlichen, damit Diejenigen, die an diesen beiden Orten noch Meßstiftungen haben, dort ihre Andacht verrichten können. In den übrigen Kirchen, wo Predigt und Meßfeier in hergebrachter Weise gehalten werden, sollen die Bilder unverändert bleiben.

Zu beachten ist, wie der Rat in diesem Erlasse die schon geschehene private Bilderstürmerei völlig ignoriert. Die Beseitigung von Heiligenbildern soll als Werk der Obrigkeit allein dastehen. Als ihr Werk damit auch die schon in der Ordnung über die Messe begonnene, jetzt vollendete Trennung der beiden Kirchengruppen alten und neuen Glaubens. Es ist wiederum von Amtes wegen die Widerlegung alles auf Ausschließlichkeit gerichteten Wollens; die beiden Konfessionen sollen nebeneinander leben, jede für sich, jede auf ihre Weise, jede gleiches Rechtes.

Amerbach begrüßte die Klarheit einer solchen Scheidung, während extreme Altgläubige ergrimmten über diese Vergewaltigung des Rates durch einen Haufen „meineidiger Schelme und Bösewichte“. Wenn der Chronist im nahen Gebweiler das Wegtun heiliger Bilder der gleichzeitigen offiziellen Verherrlichung des Heiden Munatius am Marktplatze gegenüberstellte, so war dies ein bitterer Gedanke weiter Kreise.

Wie aber dem Ökolampad diese neue Ordnung die Zwietracht nur zu mehren, nicht zu beseitigen schien, so war seine Partei überhaupt nur

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 497. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/518&oldid=- (Version vom 1.8.2018)