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war vorauszusehen. Vor den Großen Rat mußten sie treten, hier reden und verhandeln, ea qua oportet majestate, hier dafür wirken, daß auch in Basel Einhelligkeit der Lehre herrsche. Wenn Einige freilich nicht zuversichtlich waren und eine kleine papistische Mehrheit im Großen Rat ausrechneten, so erwartete doch Ökolampad das Beste.

Alles war vorbereitet; die zürcherische Instruktion lautete ausdrücklich auf Vortrag vor dem Großen Rate, mit einer lehrhaften Ermahnung zur Eintracht, zur Abstellung der „Schulpredigten“, zur Gestattung nur der Predigt des lautern Evangeliums.

Aber man hatte umsonst geplant, der Rat verweigerte den Gesandten die Einberufung des Großen Rates. Schon bei andrer Gelegenheit hatte der Rat den Eidgenossen zu verstehen gegeben, daß er das Dreinreden des Parlamentes ungerne sehe; in derselben Meinung und um die jetzt vorliegende Sache in der Hand zu behalten, ließ er die eidgenössischen Boten nicht vor die Sechser treten. „Es ward ihnen schlechte Ehr erboten“.

Noch einmal siegte die Ratspolitik über die gewaltsamen Tendenzen der Evangelischen. Aber der Eindruck der Stärke dieser Partei wird dadurch nicht gemindert. Wenn am Zunftwahltage zu Spinnwettern im Juni 1528 der Maurer Luchsenhofer vor den Tisch der Herren trat und ihnen den „Befehl der Gemeine“ brachte, keinen andern Meister zu wählen als der dem Wort und Evangelium anhange, so war dies eine Stimme aus der großen Menge Derer, die in keiner Behörde saßen, und Kundmachung des diese Menge zum Angriffe treibenden, am schließlichen Siege nicht zweifelnden Willens.


Die alte Kirche, fast durchweg in die Defensive gedrängt, sah sich auf dem Punkte, da es um das Letzte geht.

In dieser großen Entscheidungsstunde haben wir wiederum das Fehlen persönlicher und freier Äußerungen von altkirchlichen Führern zu beklagen. Die Notizen und Exclamationen des Karthäusers sowie des anonymen Chronisten zeigen nur ein allgemeines Bild der damaligen Stimmung dieser Kreise. Schärfer, in literarischer Fassung, der weiten öffentlichen Wirkung zu Liebe gestaltet, gibt eine Schar von Flugschriften diese Stimmung wieder. Noch einmal vor dem Ende, in gesammelter Macht, ergriffen da die Streiter der Kirche das Wort und erließen Libelle. Dr. Johann Eck publizierte hier seine Sendbriefe und „machte damit Basel zu einem Ingolstadt“. Ähnlich Johann Fabri; seine apologetische Epistel über Anrufung U. L. F. und der Heiligen widmete er den Getreuen der Kirche in Basel. Auch das

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/520&oldid=- (Version vom 1.8.2018)