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Markgraf Ernst erklärte seine Bereitwilligkeit, zu vermitteln. Bischof Wilhelm von Straßburg meldete sich gleichfalls. Der durch das Domkapitel alarmierte Bischof Philipp von Basel war in zwei Vertretern, den Vögten Urs Marschalk und Erasmus Sigelman, anwesend, mit der ausdrücklichen Erklärung, nicht Mediator zu sein, sondern Partei. Straßburg und Mülhausen schickten ihre Botschaften. Aller Augen aber blickten nach den Gesandten der Orte, hier von Zürich und Bern, dort von Luzern Uri Schwyz Unterwalden Zug Freiburg Solothurn. Die Gegner eidgenössischer Tagungen standen auch hier bei dieser Basler Sache wider einander.

Die Gesandten hatten zu tun mit einem jedes diktatorische Eingreifen meidenden Rate, der „wenig schafft noch schaffen wolt“, wie die an ihre einfacheren Verhältnisse gewöhnten Zürcher meinten. Die evangelische Partei war numerisch stark überlegen, im Bestande mannigfaltig, von ihrem Recht überzeugt. Die Päpstler, „die guten alten cristen“ erheblich schwächer an Zahl, aber einheitlich und fest gefügt, scheinbar zum Äußersten entschlossen; sie sollten im Einverständnis stehen mit der Ensisheimer Regierung und von dort her Hilfszusagen erhalten haben. Aber auch innerhalb der Gesandtschaften selbst hemmte und erschwerte die Parteiung jede Arbeit. Überdies fragten die Evangelischen Basels, ob sie eine Vermittlung der Sieben Orte überhaupt sich gefallen lassen sollten, nachdem ihnen diese Orte vor wenigen Jahren den Bundesschwur versagt hätten wegen derselben Glaubenssache, über die jetzt hier gestritten werde. Wenn speziell die Zürcher Gesandten bevollmächtigt waren, den Evangelischen im Notfalle tätliche Hilfe zuzusagen, so waren im Übrigen sämtliche Boten in erster Linie dazu da, für Eintracht zu wirken und Blutvergießen zu hindern.

Wir fühlen das Atemlose dieser Tage, da Alles dem Entscheide zudrängte. Aber durch all die Äußerlichkeiten des Geschehens — die nächtlichen Versammlungen und Sitzungen, die endlosen Debatten, das Durcheinanderreden und Streiten Einheimischer und Fremder, die Anhäufungen in den Gassen usw. — hindurch suchen wir das Unsichtbare und Unbezeugte. Nur zu ahnen sind die tiefsten Kräfte dieses ganz aus Empfinden und Verlangen, aus Leben und Leiden der Einzelnen kommenden Bewegung. Wie wenig Persönliches wird laut! Deren Inneres am Offensten vor uns liegt, sind die paar Chronisten; auch Ökolampad Bertschi Artolf teilen sich mit; und mit Freude sehen wir unsre Basler Akten geschmückt durch die markige Sprache, den entwickelten Stil Niklaus Manuels, der als Gesandter Berns hier weilt und arbeitet. Sonst ist vor uns lauter Gesamtzustand. Gegen einander stehen System

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/526&oldid=- (Version vom 1.8.2018)