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Weggang jener Machthaber und über das Ende der „Tyrannei Weniger“ sich im Stillen freuen. Dann aber in die Zwölfe selbst, deren Beseitigung das Volk begehrt und denen im vollen Gefühle der Bitterkeit und Schmach dieser Stunde nichts Anderes bleibt als sich zu fügen; sie sehen sich im Rat isoliert, draußen ohne Hilfe und tätige Gefolgschaft, und das Viele, das sie in jahrelanger Arbeit für die Stadt geleistet haben, gilt heute gar nichts.

Prächtig ist, wie der ganze Verlauf sich steigert.

Die Gemeinde wartete in ihrer Kirche. Ausschuß und Rat aber waren beisammen; über ihrem stundenlangen Verhandeln und Streiten kam es zu keinem Ende. Der Ausschluß der Zwölf aus dem Rate, mehr noch die Änderung des Wahlverfahrens für Ratsherren Meister und Sechser waren Begehren, gegen die sich der Rat mit aller Macht stemmte. Es wurde Abend, ohne daß ein Beschluß zu Stande gekommen war. Die Räte erhoben sich und gingen nach Hause. Die Ausschußmitglieder, seit Sonntags an der Arbeit, vom Fasten und langen Reden gebrochen, müde und verdrossen, konnten auch ihrerseits dem Volke den erwarteten Bescheid nicht geben.

Dieses in seiner Hitze und Erregung sah überall nur Böswilligkeit, meinte sich gefoppt und verraten. Es war Wartens satt und entschloß sich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Schon im Laufe des Nachmittags war die Versammlung aus der Barfüßerkirche auf den Marktplatz verlegt, die Parteiunternehmung dadurch auch äußerlich zu einer Angelegenheit des Gemeinwesens erhoben worden. Jeder holte sich zu Hause Wehr und Waffen, und wie zum Kampfe gerüstet strömten die Scharen vor dem Rathause zusammen. Zu einem Feldlager wurde allmählich der Marktplatz. Die zu ihm führenden Gassen wurden mit den Eisenketten gesperrt, die sechs im Rathause stehenden Geschütze herausgeholt und zur Deckung des Lagers aufgestellt. Alle Stadttore waren geschlossen und mit Mannschaften besetzt, das Zeughaus im Werkhofe behütet. Das gesamte öffentliche Wehr- und Wachtwesen hielt das Volk in seiner Hand; an Alles hatten seine Führer gedacht.

Nirgends zeigte sich ein Gegner. Die Altkirchlichen, ihrer Schwäche bewußt, blieben ruhig.

Aber eilends wurden die Ratsmitglieder wieder aus ihren Wohnungen zusammengeboten; in dem durch die Menge belagerten Rathause gingen die Verhandlungen aufs Neue weiter. Endlich um neun Uhr abends konnte der Ausschuß dem zwischen den Geschützen mit Spießen und Hellebarten wartenden Volk eine Antwort des Rates herausbringen. Sie stellte die verlangten Zugeständnisse in Aussicht, ohne sie schon zu formulieren. Allerseits

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/533&oldid=- (Version vom 1.8.2018)