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10. Februar, wurde es zu Haufen gesammelt und in Brand gesteckt. Auf allen Kirchhöfen loderten die Flammen, zwei Tage und zwei Nächte lang brannten diese Stöße, und vollends ging nun dahin, was das Werk geistiger und künstlerischer Macht vieler Jahrhunderte, die Freude von Generationen, in Erinnerung an Weihe Anbetung Vorfahren ein Träger stärksten persönlichen Lebens gewesen war. Freilich wie in den Kirchen selbst Manches durch die Bilderstürmer übersehen oder absichtlich geschont worden war (in Silber und Gold gebildete Schmuckstücke Geräte Gefäße, Pontificalgewänder Paramente Teppiche u. dgl., Bücher Totenschilde Grabmäler Orgelflügel usf.), so mochte auch noch da oder dort etwa ein Stück gerettet werden. Aber fast bedeutungslos war dies Viele doch der Fülle Dessen gegenüber, das zerschlagen worden war und jetzt am Aschermittwoch in Asche fiel. Allein auf dem Münsterplatze loderten eine lange Reihe Feuer, vor den Augen der zahlreichen Umstehenden und der in den Fenstern der Domherreien liegenden Curialen. Aber so überreich an Schmuck war das Münster gewesen, daß gar nicht Alles hinausgetragen und erst draußen beseitigt werden mochte. Im Innern selbst, im hohen Chore, zwischen den prächtigen Gestühlen, vor dem Bischofsthron und dem auseinandergerissenen Hochaltar, flammte und qualmte die Brandglut der hier zusammengehäuften Herrlichkeiten. Auf dem Marktplatze ging das große Kruzifix des Münsters in Feuer auf, das Tags zuvor durch die Knaben unter Spottliedern und Geschrei dorthin war geschleppt worden.

Als notwendige Ergänzung erscheint, daß der „Götzenkrieg“ auch nach der Stadt Minder Basel hinübergetragen wurde, „die damals noch vast uf dem alten wesen was“. Zwar hatten die Kleinbasler am 9. Februar sich zur Beseitigung der Bilder erboten; aber dies scheint gar nicht oder nur teilweise ausgeführt worden zu sein. Daher am Sonntag Invocavit, 14. Februar, gegen Abend ein Großbasler Haufe hinüberzog, um Ordnung zu schaffen. Natürlich, daß da auch die Kleinbasler sich rotteten; als ihr Führer tat sich der grimmige und laute Schmied Jörg Jeuchdenhammer hervor. Auf dem Theodorskirchhofe kam es zu einer Schlägerei; hier floß aus den Wunden eines fremden Goldschmiedgesellen das einzige Blut, das die Basler Revolution in diesen Tagen gekostet. Aber die Großbasler hatten die Übermacht. Auf Befehl des Rates wurden sofort und am folgenden Tag in Kleinbasel alle Bilder aus den Kirchen getan und verbrannt. „In der Karthause zerschlugen sie nicht allein die Bilder, sondern zerrissen auch, was sie in der Kirche und an den Zellen geschrieben fanden“, klagten die Mönche.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 516. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/537&oldid=- (Version vom 1.8.2018)