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Aber schon bald wurde bekannt, daß der König den Vertrag nicht anerkenne. Er hielt Mailand fest; die Geldmenge, die man gewonnen zu haben glaubte, kam nicht in das Land. Der nun ausbrechende allgemeine Unwille hat den Dijoner Zug um ein gerechtes Urteil gebracht. Sofort ertönten Reden, daß die eidgenössischen Hauptleute vor Dijon sich hätten bestechen lassen.

Es war aufs neue wie vordem. Eine furchtbare Erregung, eine schwere Gefährdung eidgenössischen Lebens. „Die Gemeinen rotteten sich zusammen wider die Obern.“ Ueberall stand das Volk auf; Freischaren bildeten sich, die ins Burgundische ziehen wollten. Man verlangte einen Rachekrieg gegen Frankreich.

Basel konnte wieder einmal seine exponierte Lage empfinden. Die nach Westen Drängenden suchten hier einen Durchpaß; im Sundgau wogte es von Kriegsvolk; Führer des Aufruhrs so gut wie französische Agitatoren fanden sich in Basel zusammen.

Die Stadt selbst stimmte einem nochmaligen Heerzuge zu. Sie erklärte, zu allen Beschlüssen stehen zu wollen, durch die den Franzosen Widerstand getan und das Herzogtum Mailand geschirmt werde. Als der Sforza im Mai 1614 von der Tagsatzung tausend Mann Hilfstruppen begehrte, riet Basel, zweitausend zu schicken. U. dgl. m. Durch Plakate warnte der Rat vor dem Betreten französischen Bodens und vor jedem Handel mit Frankreich.

Es war die Politik der großen Mehrheit der Tagsatzung: Festhalten an Mailand und Feindschaft mit Frankreich. Mit dem neuen Papste Leo X. hatte sich die Eidgenossenschaft am 9. Dezember 1514 verbündet, am 7. Februar 1515 schloß sie einen Bund mit dem Kaiser und mit Spanien. Die Versuche des neuen französischen Königs Franz I., sie zu Frieden und Freundschaft zu bereden, lehnte sie ab mit dem Begehren, daß er zunächst den Vertrag von Dijon zu anerkennen habe. Der Krieg war unvermeidlich.

Am 25. April 1615 erließ die Tagsatzung ein Aufgebot von viertausend Mann. Am 14. Mai folgte diesem ein zweites Aufgebot von vierzehntausend Mann; am 20. August, nachdem König Franz über das Gebirge in Italien eingedrungen war, ein drittes von siebentausend Mann. Dieses große eidgenössische Heer lagerte erst am Südfuße der Alpen in Piemont, seit der Mitte des Augusts in der Gegend zwischen den Seen und Mailand.

Die Eidgenossen waren ohne Unterstützung ihrer Alliierten. Dazu kam Ungenügen ihrer eigenen Rüstung und Vorbereitung, Uneinigkeit über den Operationsplan, Mißtrauen des gemeinen Mannes gegen einzelne Führer.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/54&oldid=- (Version vom 1.8.2018)