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und Schädigung jener Lande ihm zu Hilfe zu kommen; im Falle von Krieg der Stadt sollten Knechte aus jenen Landen ihr zuziehen und die Stadt l'Isle, Pont de Roide mit seinem Brückenkopfe und das in der Nähe am Lomont gelegene starke Schloß Neuchâtel ihr offen stehen. Der Vertrag wurde auf sechs Jahre geschlossen.

Was folgte, war Fortsetzung des Kampfes der beiden Herren. Wie Ulrich 1519 sein Land Württemberg verlor, benützte Wilhelm den Moment, nahm Schloß und Herrschaft Granges ein, und die Landfehde ging in üblicher Weise weiter. Aber während Solothurn Hilfstruppen hinüber schickte, beschränkte sich Basel auf Beobachtung. Der Rat hatte den Meltinger, den Jacob Meyer u. A. als ständige Deputierte in Héricourt; unaufhörlich ritten die Eilboten hin und her. Daneben verhandelte man an der Tagsatzung, wo Basel „das Herkommen des Handels“ erklärte und seinen gräflichen Bürger verantwortete. Es möchte gerne sehen, dah Friede werde, erklärte Basel; aber auch das die Mümpelgarter zum Kampfe treibende Solothurn sollte stillestehen und eine Verständigung ermöglichen.

Vom Verkehre Basels mit Fürstenberg selbst erfahren wir wenig. Nur hie und da klingt ein Ton der Unzufriedenheit mit dem Benehmen Wilhelms, der sich an dieser lokalen Streitsache nicht ersättigt, sondern ins Weite und mächtig Bewegte verlangt. Daher auch die wiederholte Klage Basels, daß Wilhelm immer abwesend sei, wenn man seiner bedürfe. Er soll Dienste bei König Franz genommen haben, dann kämpft er im kaiserlichen Heere. Jedenfalls bedarf er Geldes und ist seiner burgundischen Herrschaft müde. Er findet dieses Geld bei Basel, das ihm dafür die Herrschaft l'Isle abnimmt.

Die Territorialunternehmungen Basels hatten sich bisher auf Nachbarland bezogen und waren Fortsetzung von früher Begonnenem gewesen. Jetzt zum ersten Male griff Basel über seine natürliche Zone hinaus. Kaum auf Grund eines lange vorbereiteten Planes. Der Kauf war Consequenz der Aufnahme des Fürstenberger Grafen ins Bürgerrecht und hatte eher den Charakter einer Geldanlage als einer innerlich begründeten Erwerbung. Die Wichtigkeit des in der Mitte zwischen Mümpelgart und Baume-les-dames gelegenen Ortes bestand vor Allem darin, daß er die großen Straßenzüge des Gebietes und ihre Kreuzung beherrschte; aber in solcher Ferne eine Basler Herrschaft einzurichten, war doch von fraglichem Werte und weder durch die Freude an dem schönen Lande zu rechtfertigen, noch durch die Erinnerung an vergangene Zeiten, in denen Basel seine Fahnen wider die Mauern dieser Stadt l'Isle getragen hatte.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/99&oldid=- (Version vom 1.8.2018)