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Der mit dem Vorstehenden wesentlich unverändert mitgetheilte Aufsatz erschien, wie ich anfangs erwähnte, vor etwas mehr als achtzehn Jahren, und zwar in der „Neuen Zeitschrift für Musik“.

Heute noch ist es mir fast unbegreiflich, wie mein nun kürzlich verstorbener Freund Franz Brendel[WS 1], der Herausgeber jener Zeitschrift, es über sich vermocht hat, die Veröffentlichung dieses Artikels zu wagen: jedenfalls war der so ernstlich gesinnte, nur die Sache in das Auge fassende, durchaus redliche und biedere Mann[WS 2] gar nicht der Meinung gewesen, hiermit etwas Anderes zu thun als eben, der Erörterung einer die Geschichte der Musik betreffenden, sehr beachtenswerthen Frage den unerläßlich gebührenden Raum gestattet zu haben. Dagegen belehrt ihn nun der Erfolg, mit wem er es zu thun hatte. – Leipzig, an dessen Conservatorium für Musik Brendel als Professor angestellt war, hatte in Folge der langjährigen Wirksamkeit des dort mit Recht und nach Verdienst geehrten Mendelssohn die eigentliche musikalische Judentaufe erhalten: wie ein Berichterstatter sich einmal beklagte, waren blonde Musiker dort zu immer größeren Seltenheit geworden,

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Richard Wagner: Das Judenthum in der Musik (1869). J.J. Weber, Leipzig 1869, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wagner_Das_Judenthum_in_der_Musik_1869.pdf/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)

  1. Franz Brendel (1811-1868), Redakteur der Neuen Zeitschrift für Musik
  2. In früheren Zeiten hatte sich Wagner durchaus abfällig über Brendel geäußert. In einem Brief vom September 1850 an Theodor Uhlig heißt es: „Brendel – so höre ich – druckt das Judenthum und stellt mir seine Zeitschrift zur disposition: es ist ein rechter dreck, diese Zeitschrift, faute de mieux nimmt man es aber an. Er hat mir auch durch Dich und Karl etwas von Honorar gemunkelt: ich muß mich, das sehe ich wohl, bescheiden mit dem was er giebt, und wünsche demnach überhaupt nur, er gebe etwas. Wird er mir das Judenthum honoriren? Verzeihe mir diese jüdische frage, allein eben die Juden sind daran schuld, daß ich an jeden heller Verdienst denken muß!“ und im Dezember 1851, ebenfalls an Uhlig: „An Brendel hätte ich meinen brief ganz gewiß nicht geschrieben, wenn ich zuvor seine artikel über meine schriften gelesen hätte! Gott, was ist das für ein Lappsack! Der mensch glaubt für mich verständigung anzubahnen, wenn er Alles was ich sage und worauf ich den hauptaccent lege, so darstellt, als ob man sich eigentlich gar nicht darüber zu ärgern hätte: gerade so hat er's beim „Judenthum” gemacht, wo er bewies, daß ich die Juden ja eigentlich gar nicht meinte! 's ist prächtig! – Nun, was der mir nützen soll, davon habe ich keinen begriff! – Genug auch hiervon!“