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Um Nähere über diesen Vorfall zu erfahren, ward der Bruder Jakob, der gerade zugegen war, befragt und Folgendes durch ihn mitgetheilt: „Der hier liegende 23 Jahre und 5 Monate alte Bruder Heinrich Buser wurde verwichenen Montag vor acht Tagen aus der Mühle von Richterswil von mir hieher gebracht; ich war aus dem Grunde selbst hingegangen, weil sich das Gerücht verbreitet hatte, als habe er einen Selbstmordversuch gemacht; seitdem war er beständig bei uns zu Hause. Heute Nachmittags nun ging ich zirka 1 Uhr Geschäfte halber nach Frenkendorf und kehrte etwa um 5 Uhr wieder nach Hause zurück. Da ich meinen Bruder nirgends sah, fragte ich nach ihm und da mir Niemand Aufschluß über ihn geben konnte, suchte ich selbst nach ihm und kam endlich auch in dieses mein Schlafzimmer, wo ich ihn in seinem gegenwärtigen Zustande antraf. Der Stutzer, der neben ihm liegt, war sein Eigenthum, den man ihm 1831 schon angeschafft hatte und dessen er als Scharfschütze in den folgenden Zeiten sich bediente; in der Regel war dieser Stutzer immer geladen und Pulver und Blei war beständig vorhanden. Den Schuß selbst hat der Stallknecht gehört. Im Uebrigen habe ich von meinem Bruder niemals eine Aeußerung vernommen, welche auf ein derartiges Vorhaben hätte können schließen lassen, obschon er sehr tiefsinnig war und vom frühen Morgen an das Schicksal der Mutter bejammerte.

Als ich vorgestern Nachts zirka ½ 11 Uhr in mein Schlafzimmer kam, stund der Stutzer, welchen man sonst anderwärts aufbewahrte, in der Fenstervertiefung unweit meines Bettes, und das Pulverhorn hing am Fenster (NB. wo sich dasselbe noch befindet). Dieses Alles kam mir verdächtig vor. Ich schloß daher den Stutzer in das Gerümpelkämmerlein ein, welches rechts der Zimmerthür

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Johann Ulrich Walser: Die Giftmörderin. J. U. Walser, Arlesheim 1840, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WalserGiftm%C3%B6rderin.pdf/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)