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seinen Eingang hat und wovon ich den Schlüssel zu mir steckte, nachdem ich das Schloß, ein französisches, 2 Mal hatte vorspringen lassen; – auf welche Weise es ihm nun gelungen sei die Thür aufzusprengen, ist mir unbewußt. Wie mir die Magd sagte, so verlangte heute Nachmittags dieselbe Schmutz von ihm, um das Geschirr in der Mühle zu schmieren. Da der Schmutz nun gewöhnlich in jenem Gerümpelkämmerlein aufbewahrt wurde, so suchte er darnach, sowie auch nach dem Kämmerleinschlüssel. Den Schmutz hat er dann wirklich hinuntergebracht; vermuthlich hat er, um den Schmutz zu holen die Thür aufgesprengt und bei dieser Gelegenheit sodann auch den Stutzer gesehen.“

Der hierauf vorberufene Stallknecht Martin Salathe von Nuglar deponirte hierauf noch auf Befragen, was folgt:

„Heute Nachmittags ungefähr um ½ 3 Uhr, als ich beim Bauchhause drüben Sensen dengelte, hörte ich einen Schuß, von dem ich aber glaubte, er sei ungefähr auf der Matte drüben losgeschossen worden. Ich dachte aber weiter an gar Nichts. In der Mühle konnte man den Schuß wegen des Geklappers nicht wohl hören. Heinrich hat heute Morgen noch gebacken und wie gewöhnlich zu Mittag gegessen, so daß man gar nichts Auffallendes an ihm bemerkt hat.“

War Heinrich's Selbstmord blos eine Folge seiner Teilnahme am Unglück und der Schande der Eltern, oder war er Mitschuldiger an der Ermordung des Vaters und wollte er als solcher der eigenen Schande und Strafe entfliehen? Wie gerne mochten wir zur Ehre des Verunglückten und auch zur Ehre der Menschheit das Erstere annehmen, allein die Akten zeugen gegen ihn. Was die Mutter ihm geschrieben, wissen unsere Leser; weit

Empfohlene Zitierweise:
Johann Ulrich Walser: Die Giftmörderin. J. U. Walser, Arlesheim 1840, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WalserGiftm%C3%B6rderin.pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)