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Heinrich – der älteste Sohn – Meister sei. Dieses begründete sich wieder auf den Umstand, daß dieser Heinrich seinem Vater überhaupt eine brutale Behandlung entgegensetzte und ihn sogar einmal Angesichts meiner und anderer Leute vor der Mühle niederschlug und thätlich mißhandelte. Die Frau soll dieses später gegen den Schwager von Zyfen gerühmt haben, mit dem Beifügen, sie sei froh, daß ihr Mann jetzt am Sohn einen Meister habe, der ihn vorkommenden Falls zwingen könne. Auch die Dienstboten wurden durch das Beispiel der Frau und durch ihre Aufreizung mit Verachtung und Feindseligkeit gegen den Meister erfüllt, so daß sein Ansehen auf Nichts herabsank. Um einen Begriff von der raffinirten Bosheit und Tücke dieses Weibes zu geben, fuhr R. R. Plattner fort, lasse ich folgende Erzählung hier einfließen: Eines Tages, ich meine, es war im letzten Sommer, kam Müller Buser einmal zu mir auf den Sägeplatz. Er erzählte mir, er habe sich zum Morgenessen hingesetzt und eine zugedeckte Schüssel auf dem Tisch gefunden. Als er ohne Etwas zu argwöhnen, den Deckel abgehoben, habe er in der Schüssel eine verreckte Katze gefunden. Er ersuchte mich mit ihm hinüberzukommen und mich von der Wahrheit des Gesagten selbst zu überzeugen.“

Bei Allem dem hatte die Buser viel Religion, was man nämlich im gemeinen Leben so zu nennen beliebt. Sie hielt viel auf Gebet und Gottesdienst, las selbst alle Morgen und Abend laut aus dem Gebetbuche vor, ließ ihrem Manne durch den damaligen Pfarrer Stehelin in Frenkendorf einen Zuspruch geben, klagte ihn nachher vor Bezirksgericht an, er habe keine Religion und kein Gewissen, schimpfe über Religion und Kirche, nenne die Geistlichen nur Lohndiener, die Bibel

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Johann Ulrich Walser: Die Giftmörderin. J. U. Walser, Arlesheim 1840, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WalserGiftm%C3%B6rderin.pdf/8&oldid=- (Version vom 9.6.2017)