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2. Das Schloss zu Radeberg.

Eine Sehenswürdigkeit für Freunde der Naturschönheiten und des Altertums bildet das romantisch gelegene Schloß zu Radeberg, die ehemalige „Burgveste“ der Stadt, seit Jahrhunderten gleichzeitig auch der Sitz des Amtsgerichtes. Niemand sollte versäumen, bei einem Besuche der Stadt auch das Schloß zu besichtigen. Dasselbe liegt am östlichen Ende der Stadt und erhebt sich auf Granitfelsen am rechten Ufer der Röder, unmittelbar am Eingange zum schönen Hüttertale. Das Schloß ist zum Teil in Felsen eingebaut, und die Stufen zum Amtsgericht führen durch eine Felsengasse hinauf. Die Lage des Schlosses ist eine höchst anmutige. An der südöstlichen Seite führt durch ein Ausgangstor aus dem oberen Stockwerk ein breiter, gepflasterter Gang, der sogenannte Fürstengang, längs des Schlosses abwärts an den Fluß des Burgberges zur Schloßmühle. Dieser Fürstengang diente den Bewohnern des Schlosses zum Aus- und Eingange in die Burg und wird noch heute benützt. Es dürfte wohl selten ein anderes Schloß einen derartigen Aufgang haben.

Am östlichen Fuße der Burg, also im hinteren Teile des äußeren Burghofes, steht auf einem Felsvorsprunge noch ein halbverfallener Turm, der Eulenstein genannt. Derselbe soll ein Rest des früheren Schlosses sein, das auf dem gegenüberliegenden Schloßberge gestanden habe. Noch im vorigen Jahrhundert diente der Eulenstein als Gefängnis für schwere Verbrecher. –

Um das jetzige Schloß lag vor Zeiten der Tiergarten, und noch heute wird der Platz, den er ehemals einnahm, so genannt. An der südwestlichen Seite des Schlosses befindet sich der alte Schloßteich, in dessen Mitte eine bepflanzte Insel bemerkbar ist. In früheren Zeiten wurden hier Schwäne gehalten. Der Garten, welcher hinter dem Schlosse liegt, hieß ehemals der Zwinger. Die in der Nähe des Schlosses zu beiden Seiten des einstigen Schloßtores der Stadt und nach dem früheren Oberorte hin gelegenen Bürgerhäuser werden von altersher „das Burglehen“ genannt.

Das Schloß zu Radeberg hat auch für Freunde der schönen Literatur ein gewisses Interesse; denn hier wurde der Dichter und Schriftsteller August Friedrich Ernst Langbein am 6. September 1757 geboren, dessen Vater Justizamtmann in Radeberg war. Über dem Eingangstore zum Schlosse befindet sich eine in Erz gegossene Gedenktafel mit folgender Inschrift:

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 013. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_013.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)