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„Unterhalb der Kirche zu Kleinröhrsdorf läuft ein uralter Weg aus dem Dorfe heraus quer durch die Fluren und wird darum der Querweg geheißen, hört aber am Walde des Dorfbergs auf. Sollte dieser Weg nicht etwa von dem Dorfe aus nach jenem alten Radeberg geführt haben, der, nachdem diese Stadt wüste geworden war, verpflanzt und auf der Radeberger Seite geebnet worden ist? – Selbst in dem Falle, daß unter jenem Hezcilsperg die Höhe hinter dem roten Vorwerke (der heutige Spitzberg) und unter dem Fischteiche der Landwehrteich gemeint sei, was jedoch ganz unwahrscheinlich ist, wird das alte Radeberg auf den oben bezeichneten Platz versetzt, da dieser Teich unterhalb des Schießhauses ausgemündet hat.“ –

Auf welche Weise Altradeberg zur wüsten Mark wurde, das meldet freilich kein Buch und keine Überlieferung. Möglich ist es, daß solches geschah in den Kämpfen zwischen den Deutschen und Wenden, oder daß eine gewöhnliche Feuersbrunst das alte Radeberg in einen Aschehaufen verwandelte. Nur selten baute man in jenen Zeiten einen zerstörten Ort wieder an ein- und derselben Stelle auf. Daß Altrabrig aber sicherlich uralt besiedelt war, kann man wohl bestimmt sagen, wenn man daran denkt, daß der alte Schloßberg schon in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt wohnliche Stätten trug, wie durch gemachte Funde bewiesen wird. Seit Jahren hat freilich der Ackerpflug alles geebnet. Vielleicht stößt man aber noch einmal auf interessante Gegenstände, wenn Neuradeberg sich immer weiter ausdehnt und jene Feldflächen zu Baustellen gebraucht werden. Dann wird „Altrabrig“ von neuem sich erheben, von dem heute wenige nur noch den Namen kennen.


4. Das alte Grabgewölbe bei Radeberg.

Zu den ältesten Ortschaften im oberen Rödertale Sachsens gehört die jetzige Stadt Radeberg, deren Gründung noch vor jene Zeit fällt, da die Wenden die Herren unserer Gegend wurden, was im 5. Jahrhunderte geschah. Damals soll der Ort schon einige Jahrhunderte bestanden haben. Es ist fast mit Sicherheit anzunehmen, daß die Uranfänge Radebergs in die Zeit der ersten Jahrhunderte nach Christi Geburt zurückfallen.

Die ältesten Teile der Stadt Radeberg haben wir in der Nähe des jetzigen Schlosses zu suchen und zwar auf dem diesen gegenüberliegenden Gelände, also auf dem rechten Röderufer. Hier liegen unter Rasenhügeln und Feldflächen die Uranfänge Radebergs vergraben, die uns in jene Zeit versetzen, da die Römer bis an die Weser und Elbe in die deutschen Urwälder vorgedrungen waren. (Vgl. Nr. 3)

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 018. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_018.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)