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6. Ehemaliger Bergbau bei Radeberg.

In vielen Gegenden unseres Vaterlandes wurde vor Jahrhunderten Bergbau getrieben, so auch in der Umgegend von Radeberg. Daran erinnern noch heute verschiedene Namen. So nennt man eine Höhe zwischen Radeberg und dem nahen Augustusbad den Silberberg, der nach dem Tannengrunde zu ziemlich steil abfällt. Hier im Tannengrunde, in dem das idyllische Augustusbad liegt, waren im 16. Jahrhunderte mehrere Bergwerke im Gange und zwar vom Jahre 1548 bis 1582. Man trieb hier starken Bergbau auf Eisen, gold- und silberhaltiges Kupfer, auf Vitriol und Schwefel. Auch die Namen der damals gangbaren Gruben, die unter das Bergamt Glashütte gehörten, sind noch bekannt. So gab es hier ein Bergwerk „Sonnenglanz“, „Neue Gottesgabe“, „Sankt Peters-Zeche“, „Segen Gottes“ und „Unser lieben Frauen Empfängnis“. – Hie und da sind im Tannengrunde die Überreste alter Halden, Pingen, Schachte und Stollen zu erkennen.

Wann der Bergbau bei Radeberg eingestellt worden ist, läßt sich nicht bestimmen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Bergbau hier nicht nach und nach eingegangen, sondern er hat urplötzlich sein Ende gefunden. Infolge von Kriegsunruhen und der auftretenden Pest war man gezwungen, den Bergbau im Tannengrunde plötzlich einzustellen. Man nimmt allgemein an, daß dies während des 30jährigen Krieges oder schon im Anfange des 17. Jahrhunderts geschehen sei. Um das Jahr 1600 wütete in der Stadt die Pest in geradezu verheerender Weise. – Daß der Bergbau hier urplötzlich sein Ende gefunden haben kann, schließt man aus den verschiedenen Gegenständen, die im 18. Jahrhunderte beim Durchforschen der alten Stollen und Gänge aufgefunden wurden. Man fand bei dieser Gelegenheit allerhand Bergmannsgerätschaften in großer Menge. Bei einem allmählichen Aufgeben der Bergarbeiten würden auch die Bergmannsgerätschaften nicht in so großer Menge aufzufinden gewesen sein. – Im Jahre 1553 wurde eine Schmelzhütte im Tannengrunde errichtet, von der man noch im Anfange des 19. Jahrhunderts Überreste aufgefunden hat. Nicht weit von dem Platze, welchen ehemals die Schmelzhütte einnahm, fand man beim Graben einen unversehrten Wasserbehälter aus Eichenholz, der drei Meter lang war. Daneben befand sich eingefallenes Ziegelgemäuer, ferner entdeckte man die Grundmauern von alten Feuerherden und Oefen, auch eine ansehnliche Halde „von Schlacken und gerösteten Erzen“, weshalb man annahm, und das wohl auch mit Recht, daß im Tannengrunde eine sogenannte Vitriolhütte gestanden habe. – In den Jahren 1716 und 1717 unterzog der damalige Bürgermeister der Stadt Radeberg, namens Seidel, die verfallenen Stollen und Gänge im Tannengrunde einer genauen Untersuchung.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 024. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_024.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)