Seite:Was die Heimat erzählt (Störzner) 082.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
37. Die Ostersäule bei Lauterbach.

Am westlichen Ende des Dorfes Lauterbach bei Stolpen steht auf einem der Gemeinde gehörigen Wiesengrundstücke, dicht an dem Fahrwege nach Bühlau und Schmiedefeld, eine gegen 3 m hohe Steinsäule, welche man im Volksmunde als die Ostersäule bezeichnet. Dieselbe nimmt alljährlich zur Osterzeit besonderes Interesse in Anspruch, weil dieser Gedenkstein in unmittelbarer Beziehung zu dem Osterfeste steht. Die höchst denkwürdige Ostersäule ruht auf einem runden Sandsteine, der einem Mühlsteine gleicht und 3 m Umfang hat. Der Kopf der Säule zeigt auf der der Straße zugekehrten Seite das erhaben ausgearbeitete Bild des Heilandes am Kreuze. Auf der dem Dorfe Lauterbach zugekehrten Seite befindet sich folgende Inschrift:

1584
Jar
Das ist war
zwene Ostern
in einem Jar.

Darunter sind die Worte eingemeißelt:

Erneuert im Jahre 1884.

Die übrigen beiden Seiten des Aufsatzes, sowie die Säule selbst, enthalten keinerlei Zeichen. An der der Straße zugekehrten Seite der Ostersäule befinden sich in der Mitte zwei tiefgebohrte Löcher, die 30 cm voneinander entfernt sind. Man vermutet, daß diese Öffnungen zur Befestigung einer Tafel gedient haben, die entweder über die Entstehung dieser Säule oder auch über die Wegerichtung Auskunft gab. Als man die Ostersäule im Jahre 1884 renovierte, wurde dieselbe völlig abgetragen, da man unter derselben Urkunden aufzufinden hoffte. Doch man fand nur Scherben und ein Häufchen Asche. Bei Wiederaufstellung der Ostersäule höhlte man den oberen Teil derselben aus und legte in einem Glase eine Urkunde und verschiedene Münzen bei.

An die Entstehung der Ostersäule bei Lauterbach knüpfen sich verschiedene Erzählungen. Wie Hasche im Magazin der sächsischen Geschichte schreibt, soll die Ostersäule bei Lauterbach ursprünglich eine sogenannte Martersäule gewesen sein und an jene Zeit erinnern, da die Bewohner der Stolpener Pflege noch katholisch waren. Die Säule habe demnach bereits vor dem Jahre 1584 gestanden. Im Jahre 1584 wurde jene Martersäule vom damaligen Amtsschösser Thomas Treuter zu Stolpen erneuert. Derselbe ließ die Inschrift, welche die Säule jetzt noch trägt, anbringen und zwar aus folgendem Grunde: „Papst Gregor XIII. ließ 1582 den nach ihm benannten Kalender einführen, der aber auch in der katholischen Religionspartei nicht gleich aufgenommen wurde. Die Lausitzer bequemten sich erst 1584 dazu. Es ist also sehr natürlich, daß es in diesen Jahren mehrfach vorgekommen sein muß, Ostern an verschiedenen Orten auch an verschiedenen Tagen zu feiern. Jedenfalls hat

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 082. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_082.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)