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214. Die alte Linde im Pfarrgarten zu Rammenau.

Eine große Sehenswürdigkeit Rammenaus ist eine große Linde im Pfarrgarten, deren Alter auf 500–800 Jahre geschätzt wird. Sie ist auch unter den ältesten Bäumen Deutschlands mit aufgeführt. Die uralte Linde hat ehemals einen Umfang von 12 m gehabt. Mit der Zeit wurde diese Linde innen ganz hohl, und man baute sogar eine Laube ein, die noch 1890 vorhanden war. Der Stamm ist gegenwärtig vollständig ausgebrochen und gespalten. Scheinbar besteht nun diese Linde aus zwei Stämmen, von denen jeder seine Aeste und Zweige treibt. Jedes Frühjahr verjüngt sich die jahrhundertalte Linde von neuem, grünt und blüht. In pietätvoller Weise wird sie geschont und gepflegt.

Welche Bedeutung diese alte Linde im Pfarrgarten zu Rammenau hat, das weiß man nicht mit Bestimmtheit anzugeben. Schon das alte Kirchensiegel stellt diese Linde als das Wahrzeichen Rammenaus dar. –


215. Die wüste Mark Teupitz.

Am östlichen Abhange des Butterberges bei Bischofswerda lag in früheren Zeiten das Dörfchen Teupitz. Im Hussitenkriege soll dasselbe dem Erdboden gleichgemacht worden sein. Die heimatlos gewordenen Bewohner fanden zumeist Aufnahme im benachbarten Schönbrunn, wohin auch noch mehrere Grundstücke des ehemaligen Dorfes Teupitz gehören. Ein großer Teil der Wüstung Teupitz ist heute mit Wald bedeckt und Besitztum der Stadt Bischofswerda.

Anno 1544 ist das Rittergut Pücke (Pickau) mit denen Gärtnern und Häußlern, das Dorf Geißmannsdorf, zween Bauern von Schönborn samt der Wüstung Teupitz und Scherffling, mit denen Ober- und Untergerichten, von denen von Bolberitz um 5200 fl. Meißn. erblich an diese Stadt (Bischofswerda) verkauft worden.[1]

Man kennt in der Wüstung Teupitz noch heute eine Quelle, der Schusterbrunnen genannt. Hier soll noch im Anfange des 19. Jahrhunderts ein Häuschen gestanden haben, in welchem ein Schuster sein Heim aufgeschlagen hatte. Nach dem Tode dieses Einsiedlers sei auch das Häuschen verfallen. Nach jenem Bewohner wäre nun die Quelle „der Schusterbrunnen“ genannt worden.


  1. Christian Heckel, Chronik von Bischofswerda, Seite 377!
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_499.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)