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Zum früheren Vorwerke Kleinwolmsdorf, dem jetzigen Rittergute, gehörten schon im Jahre 1349 nach einer alten Urkunde die Dörfer Wolmsdorf, Häslich, Wallroda, Arnsdorf, Rudigersdorf (jetzt wüste Mark in der Masseney), Erkmannsdorf, etliche Grundstücke von Groß- und Kleinröhrsdorf. Im Erbbuche des Gerichtsamtes Radeberg vom Jahre 1551 heißt es:

„Dieser Dörfer Einwohner haben vor Zeiten neben andern der kleinen Pflege-Dorfschaften das Vorwergk zu Wolmisdorff mit aller Notdurft, wie sichs gehöret, beschicken müssen. Als es aber den 2. Juni Anno 1558 von unserm gnädigsten Herrn vererbet, sind ihnen besagte Dienste an ein gewisses Geld geschlagen worden. Obwohl nun wiederum die Leute mit solchen Diensten gegen Ostra gewiesen, so muß doch der Verwalter dieses Ortes jährlich solch Dienstgeld einantworten.“

Im Jahre 1604 hatte nach dem Copialbuche des Kgl. Sächs. Haupt-Staats-Archivs das Rittergut Kleinwolmsdorf folgende Allodialbesitzungen:

„Arnsdorf, das wüste Dorf Reinhardtswalde, einige Fluren in Radeberg, Wallroda, Lotzdorf, im Amte Stolpen 2 Zinswiesen, Kleinerkmannsdorf, Wiesen in Fischbach und Wilschdorf, Grundstücke in Groß- und Kleinröhrsdorf, ein wüstes Gut in Wallroda außerhalb des Dorfes, Straußens Gut genannt, das den 1. Mai 1605 zu Wolmsdorf kam.“ –

Zum Rittergute wurde das ehemalige Vorwerk Kleinwolmsdorf am 4. Januar 1665 unter dem damaligen Besitzer George v. Döhlau durch kurfürstlichen Spruch umgewandelt „für alle Zeiten“, dazu schriftsässig mit aller Ober- und Untergerichtsbarkeit für die ganze Pflege belehnet. –

Auf dem Rittergute Kleinwolmsdorf wurde früher bedeutende Schafzucht getrieben. Seit Jahren hat man aber die Zucht aufgegeben, da verschiedene Grundstücke nach und nach an Privatpersonen verkauft wurden und auf diese Weise mit der Zeit Mangel an genügender Weide eintrat. Doch die ehemalige Schäferei, ein großes, umfangreiches Gebäude, ist noch vorhanden. Eine große Schäferei des Rittergutes stand auch auf dem Schafberge bei Wallroda, den heute der Felixturm krönt. Der Berg trägt zur Erinnerung noch heute diesen Namen. – Das Rittergut Kleinwolmsdorf hatte ehemals auch eine eigene Försterei. Die umfangreichen Waldungen, welche vordem zu dieser Besitzung gehörten, wurden von einem Förster oder Jäger beaufsichtigt, die frühere Jägerwohnung, das alte Forsthaus des Rittergutes, ist noch gegenwärtig vorhanden. –


17. Der Lange Teich bei Kleinwolmsdorf.

Es war im Jahre 1429. Die Hussiten, jene fanatischen Mordbrenner, wüteten im Meißner Lande. In unmittelbarer Nähe von Helmsdorf bei Stolpen hatten sie ein befestigtes Lager hergerichtet, von dem Gräben und Dämme bis heute erhalten sind. Von hier aus beunruhigten die Hussiten die weiteste Umgegend. Manches Dorf brannten sie nieder, das nicht wieder aufgebaut wurde und seitdem in Trümmern liegt. So zerstörten sie auch das im großen Karswalde bei Arnsdorf gelegene Kirchdorf Reinhardtswalde, von dem heute nur noch der Name erhalten ist. Verhüllend haben Moos und Heidekraut die wenigen Trümmer überzogen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 048. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_048.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)