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„Die Kirche zu Fischbach ist 1600 und etliche 30 (die Dokumente sind alle verbrannt), nachdem der Feind das Gerichte angezündet, auch vom Feuer ergriffen und nebst den schönen Glocken, Pfarr- und Schul- und anderen Gebäuden in die Asche geleget worden. Ob nun wohl die Eingepfarrten die Kirche nebst denen Pfarr- und Schulgebäuden nach weniger Zeit wieder aufgebauet, so hat ihnen doch dieselben auszubauen und aufs Neue Glocken anzuschaffen, unmöglich fallen wollen, daher Kurfürstliche Durchlaucht Johann Georg I. auf beschehenes, unterthänigstes Supplicieren (Ansuchen, Bittstellen) dazu durch den ganzen Meißner Kreis Collekten zu sammeln, 1641 gnädigst anbefohlen. Von solchem Gelde sind zwei Glocken angeschaffet, auch die Kirche und Pfarre wohl ausgebauet worden.“ – Im Jahre 1696 erhielt der Kirchturm eine Schlaguhr und die Kirche 1697 eine neue Orgel. –

Die Bewohner Fischbachs haben von jeher außer Fischzucht Landbau getrieben. Heute beschäftigen sie sich ausschließlich nur mit der Landwirtschaft, indem die meisten Teiche trockengelegt und in Acker- und Wiesenland umgewandelt worden sind. Viele Ortsbewohner sind nebenbei aber auch im Königlichen Forste als Holzarbeiter und an der Bahn tätig. Wiederholt ist der Ort von Brandunglücken heimgesucht worden, die meist infolge von Blitzschlägen entstanden. – Im Jahre 1889 wurde das alte Erbgericht niedergelegt und von neuem aufgebaut. Im alten Erbgerichte haben nach der Sage oftmals die Nixen aus den nahen Teichen am Tanze der Jugend sich beteiligt.


31. Der Sankt Bennoteich bei Seeligstadt.

Zwischen dem Dorfe Seeligstadt und der Sträuchermühle breitet sich ein weiter Wiesengrund aus, den die kleine Röder durchfließt. Dieses Wiesental wurde früher von einem seeartigen Teiche ausgefüllt, den im Jahre 1511 der Bischof Johann VI. von Salhausen angelegt hatte. Derselbe nannte diesen Teich dem Bischof Benno zu Ehren, der im Jahre 1107 als ein Greis von 97 Jahren nach reichgesegneter Tätigkeit gestorben war, „Sankt Bennoteich“. In dem Verwaltungsberichte des Bischofs Johann von Salhausen heißt es über den Sankt Bennoteich bei Seeligstadt wörtlich: „Item wir haben zu Seeligstadt unden am Dorffe, im Jar 1511 ein Teich gebauet, Bischof-Bennenteich genanndt, dorein alles geile Waßer im gantzen Dorffe kommen und fließen muß, deshalben man dorein 60 Schock Karpen zu guten Wachse vorsetzen kann, ist unserm Stift umb 600 fl. gar nicht zu entperen.“ – Der Sankt Bennoteich bei Seeligstadt wurde von der kleinen Röder gespeist. Derselbe bestand bis zum Anfange des 19. Jahrhunderts. Bei andauerndem Regenwetter und im Frühjahre bei schneller Schneeschmelze, wenn jener Wiesengrund zwischen dem Dorfe und der Sträuchermühle einen förmlichen See bildet, hat man ein Bild von dem Umfange des ehemaligen Sankt Bennoteiches bei Seeligstadt.


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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 073. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_073.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)