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zieht sich unter dem Rossendorfer Teiche ein großes Lager von bituminösem, d. h. harzigem Holze, hin, und diesem soll das Wasser der Prießnitz die wunderbare Heilkraft verdanken.

Aus der Mitte des Rossendorfer Teiches ragt eine kleine, mit Strauchwerk verdeckte Insel hervor, auf der im Jahre 1835 eine Jagdhütte erbaut wurde. Dieselbe diente dem Weidmanne als Schlupfwinkel, von dem aus er den wilden Enten unbemerkt nachstellen konnte. Die Jagdhütte ist aber wieder verfallen. Von ihr sind heute nur noch spärliche Überreste vorhanden. Am Ufer aber liegt ein Kahn, auf dem noch heute der Jäger zur Insel hinüberfährt, um von dort aus den Wasserenten nachzustellen.

Wie eine Sage vom Jahre 1690 berichtet, stand einst auf jener Insel im Rossendorfer Teiche eine Kapelle, ein Altar der heiligen Barbara. Ein Kaplan der nahen Burg Stolpen habe hier in jedem Monate Messe gelesen. Auch Mönche des Dominikanerklosters zu Pirna wären von Zeit zu Zeit nach hier gekommen, um Andachtsübungen zu verrichten.

Allgemein bezeichnet der Volksmund jenen Hügel im Rossendorfer Teiche als die „Nixeninsel“. Frau Saga hat um diese Insel ein duftendes Gewand gehüllt. Sie lauscht und flüstert hier, wenn der Mond sein Silberlicht über die Gegend ausgießt und im Mondenscheine die am Ufer stehenden Bäume ihre Wipfel träumend wiegen. Dann entsteigen dem Gewässer und Röhricht zauberisch schöne Wesen, wundervolle Nebelgebilde, die Nixen des Rossendorfer Teiches.

Auf der Nixeninsel wohnte einst ein alter Nix mit seiner bildschönen Tochter, die oftmals nach Rossendorf zum Tanze ging. Ein braver Jüngling durfte einst diese Nixe nach Hause begleiten. (Vgl. Dr. Meiche: Sagenbuch des Königreichs Sachsen. 1903, Nr. 490)[WS 1]

In manchen Nächten treibt einsam ein Einbaum über die Fluten des Sees. Mönche sitzen in ihm, die hinüber zur Sankt Barbarakapelle ziehen, um Gottesdienst zu halten. –

Anmerkungen (Wikisource)

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 086. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_086.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)