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„Wir sind 1632, den 1. August, das erstemahl geschmolzen, 1646 wieder gegossen und in neuen Thurm gebracht. 1723, den 4. Martii das andermahl im Feuer verdorben. 1724 abermahl gegossen, da der Thurm wüste lag, und an der Kirche gebauet ward. Gott bewahre die Stadt vor Feuer, bis die Erde und die Wercke, so drinnen sind, verbrennen werden.

M. Carl Samuel Senff, Pastor.
M. Carl Friedrich Degenkolb, Archidiakonus.
M. Johann Gottlob Frenckel, Diakonus.
Christoph Jäckel,   } Bürgermeister
Andreas Michael,   }
Ich ruffe, kommt und betet,
Wenn ihr in Tempel tretet.“


Die kleine Glocke zeigt folgende Inschrift:

„Das Feuer machts, daß wir nun stimmen überein,
Lobt Gott mit einem Mund und Hertzen! Das ist fein!
Kommt, bringt das Kind, der Brunn ist offen.
Hier wird der Bund mit Gott getroffen.
Johann George Oehme   } Kirchen-Vorsteher“.
Johann George Göde   }

Fast zwei Jahrhunderte hindurch sind diese Glocken auf dem ehemaligen Turme der Stadtkirche geblieben. Heute befinden sie sich im neuen Turme. Sie haben es erlebt, wie so mancher Kriegssturm unser Vaterland durchbrauste und die Stadt Stolpen so manche Schrecknisse durchmachen mußte. Generation um Generation haben sie kommen und gehen sehen, zur Taufe und an den Altar gerufen, zum Gottesdienst geladen und zum Begräbnis geläutet. Sie legen aber auch ein beredtes und ehrendes Zeugnis ab von der Opferwilligkeit der Bewohner Stolpens, denen damals in jenem furchtbaren Brande am 4. März 1723 Hab und Gut verloren gingen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_117.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)