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64. Die Buschmühle bei Stolpen.[1]

Eine Perle landschaftlicher Schönheit ist die zwischen Schmiedefeld und Rennersdorf am linken Ufer der Wesenitz gelegene Buschmühle, die infolge ihrer idyllischen Lage besonders zur Sommerszeit viel besucht wird. Gern kommen hierher die Bürger Stolpens mit ihren lieben Angehörigen nach des Tages Mühen und Arbeit, um Erholung zu suchen und zu finden. Sonntags herrscht hier reger Verkehr. Aber auch von weither finden einzelne Wanderer und ganze Gesellschaften in der Buschmühle sich ein. – Die romantische Mühle hat ihre Stammgäste, die regelmäßig, sei es im Sommer oder sei es mitten im Winter, nach hier kommen. Auch in Liedern und Tönen ist sie bereits gefeiert worden, Dichtern und Komponisten ist sie wiederholt ein Gegenstand der Muse geworden, auch Malern gab sie Motive zu Werken.

Die Buschmühle lag früher am rechten Ufer der Wesenitz, ein wenig oberhalb vom jetzigen Standorte. An sie grenzte das Burgholz, ein dichter Wald, der sich in früheren Jahrhunderten von der Burg Stolpen bis herunter an die Wesenitz erstreckte und die Buschmühle vollständig umrahmte. Trotz dieser weltabgeschlossenen und versteckten Lage blieb die Buschmühle von den Kriegsunruhen, unter denen besonders die Stolpener Pflege viel zu leiden hatte, nicht verschont. Die Wellen der Kriegsstürme schlugen auch herein in dieses stille und friedliche Tal. Im 30jährigen Kriege wurden die Bewohner dieser Mühle wiederholt geplündert. Die Buschmühle ging sogar in Flammen auf und blieb jahrzehntelang wüste liegen. Erst um das Jahr 1670 wurde sie von neuem aufgebaut und kam damals wahrscheinlich auf das linke Ufer der Wesenitz zu stehen. Im genannten Jahre wurden ihr laut eines kurfürstlichen Reskriptes die ihr einst vom Bischof Johann VI. verliehenen Hofmühlenrechte abermals zugesichert. Sie wird in jenem Reskripte als „Pusch- und Mahlmühle unter dem Bürgerholtze“ bezeichnet.

Zwischen der Buschmühle und der heutigen Stadtmühle lag in früheren Zeiten noch eine Mühle. Im Jahre 1507 „erlaubte Bischof Johann VI. Hansen Jerigk, unter dem Stolpen an der Wesenitz, obir den Erlicht-Teiche


  1. Vgl. „Das Wesenitztal“.
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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_154.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)